Schenken

«Der Apostel Paulus ermahnt die Ältesten der Gemeinde von Ephesus: In allem habe ich euch gezeigt, dass man sich auf diese Weise abmühen und sich der Schwachen annehmen soll, in Erinnerung an die Worte Jesu, des Herrn, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.»
(Apg 20,35)

Nun hetzen wir wieder durch die Geschäfte auf der Suche nach Geschenken. Doch nicht nur ums freudige Schenken an Weihnachten geht es dabei. Die wie geschmiert laufende Konsummaschinerie weckt vor allem die Lust aufs «Nehmen» und hat den Kauffreudigen und Schnäppchenjägern längst mit «Black» und sonstigen «Fridays» eigene Festtage geschaffen. Und bei manchen Mächtigen und Superreichen ist das Gefühl sich alles kaufen und nehmen zu können weit verbreitet – ob es sich nun um Twitter oder die Fussball-WM handelt. In einer Zeit der Gier und des «Geiz ist geil» wirkt obiger Bibelspruch seltsam altbacken.

Dennoch bleibt er wahr und die Erfahrung, die dahintersteckt erst recht. Wer etwas von sich verschenkt, sei es Zeit, Engagement für andere oder Zuwendung, wird mehr zurückerhalten, als er gegeben hat. Alles was wirklich zählt im Leben – etwa Liebe, geteilte Freude, Hoffnung, gute Gedanken, Gemeinschaft – verbraucht sich nicht, wenn es verschenkt wird. Es wird vielmehr in fast paradoxer Weise mehr und grösser.

Wenn Christinnen und Christen schenken, dann tun sie das im Bewusstsein, dass sie selbst von Gott reich Beschenkte sind, dass sie im Überfluss empfangen haben. Von diesem Überfluss an andere Menschen abzugeben, ist in der Tat ein Weg zum Glücklichsein, macht selig.

Thomas Zellmeyer