«So ein A********gott»

Gegen Mitternacht schlug ER alle Erstgeborenen in Ägypten tot, angefangen vom mitregierenden Kronprinzen Pharaos bis zum Sohn des Gefangenen im Kerker, auch alle erstgeborenen Tiere. Ex 13,29

«So ein Agott!» entsetzte sich mein Sohn, nachdem ich ihm die Geschichte der Ägyptischen Plagen aus der Kinderbibel vorgelesen hatte, «Warum bringt der einfach die Kinder um!?» Er war offensichtlich so tief betroffen, dass ihm das Schimpfwort offenherzig herausplumpste.

Ich runzelte die Stirn. So hatte ich diese Geschichte noch nie betrachtet. Was soll man dazu auch sagen? Dass Gott trotzdem alle Menschen liebhat? Wie dies auch ein aktueller Kinofilm mit dem Titel «Gott kann ein Arsch sein» tun mag, werfen die ägyptischen Plagen und das echte Leben die Frage auf, ob Gott in seiner Bosheit den Tod insbesondere junger Menschen beabsichtigt.

Ich glaube nicht an so einen Gott. Zu untätig dünkt mich Gott angesichts der Nöte dieser Welt. Wenn ich an Jesus Christus denke, erscheint es mir ausserdem so, als hätte Gott seine Methode geändert: Gott stirbt am Kreuz. Ohnmacht anstatt Allmacht. Opfer statt Täter. Mitleiden statt Quälen. Selbstaufopferung statt Gemetzel. Auferstehung anstatt ewiger Verdammnis.

Es gibt Leute, welche die Grösse und Stärke Gottes in einem Sieg der einen über die anderen sehen. Ich meine, dass Sie irren, denn das wahrhaft Gute siegt anders als das Böse. Im Sieg des Bösen glänzt finster des Todes Fratze, im Sieg des Guten spriessen arglos des Lebens Blüten. Im Sieg des Bösen gewinnt nur einer, vordergründig vielleicht ein Gott-König wie der Pharao, letztlich aber der Tod. Im Sieg des Lebens gewinnt keiner, denn alle haben den grössten Preis bereits geschenkt bekommen, nämlich das Leben in seiner Fülle. Das ist der Unterschied.

Lenz Kirchhofer