Ein Himmel ohne Tiere?

Frage: Kommen Tiere in den Himmel?

Wenn das geliebte Haustier stirbt, dann stellt sich schnell die Frage: Ist dieses Tier jetzt an einem Ort, wo es ihm gut geht? Hat auch ein Tier ein Leben nach dem Tod, so wie wir Christinnen und Christen uns das für uns erhoffen? Oder fehlen im Himmel die Tiere ganz?

Das Neue Testament macht dazu keine eindeutige Aussage. Die christliche Tradition und Theologie hat die Frage unterschiedlich beantwortet.

In einem klassischen Verständnis ist das Leben des Menschen nach dem Tode abhängig davon, dass er eine Seele besitzt. Dass ein Tier überhaupt eine Seele hat, wurde von bedeutenden Theologen und Philosophen, wie etwa Thomas von Aquin oder René Descartes, klar in Abrede gestellt. Entscheidend war dabei, dass die Seele vor allem als Sitz der Vernunft angesehen wurde. Die Möglichkeit, auch nach dem irdischen, körperlichen Tod weiterzuleben, wurde mit der Vernunftbegabung des Menschen begründet. Den Tieren wurde jedoch Vernunftbegabung und damit überhaupt der Besitz einer unsterblichen Seele abgesprochen.

Doch vielleicht ist diese Vorstellung einer unsterblichen Seele gar nicht der richtige Ansatz für den Glauben an ein ewiges Leben. Dass es überhaupt einen Himmel und ein ewiges Leben gibt, ist nach biblischem Verständnis nicht einer besonderen Begabung des Menschen, sondern der liebevollen Treue Gottes gegenüber seiner Schöpfung zuzuschreiben. Gott will nicht, dass seine Schöpfung, von der er selber sagt, dass sie sehr gut sei, zugrunde geht. Warum aber sollte diese Treue Gottes nur den Menschen und nicht auch allen anderen Geschöpfen gelten? Paulus spricht im Römerbrief von der Erlösungsbedürftigkeit der ganzen Schöpfung: «Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.» (Röm 8,21–22)

Nimmt man dies ernst, dann könnte man die Frage «Kommen Tiere in den Himmel?» mit dem Theologen Rainer Hagencord vielleicht auch ganz lapidar beantworten: «Wohin denn sonst?»

Pfarrer Thomas Zellmeyer

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