Flughafenkapelle Zürich-Kloten

Aus der Reihe „Kappellen der Schweiz“

Ein stiller Ort der Verbundenheit

Die Flughafenkapelle: Normalerweise ist sie ein Ort, ja eine Oase der Stille, in einem Meer aus Geräuschen, Kindergeschrei, Durchsagen und Gesprächsfetzen. Jetzt, zur Zeit der Corona-Pandemie, ist sie ein stiller Ort in einem noch stilleren, ja gespenstisch ruhigen und leeren Ort. Der Flughafen liegt fast verlassen da. Das ist für mich, die ich sonst über die Hälfte meiner Arbeitszeit als Luftverkehrsangestellte dort verbringe, eine bedrückende und traurige Situation. Und so flüchte ich vor der unnatürlichen Stille in die vertraute Umgebung der Flughafenkapelle. Dort ist es ja auch still, aber die Atmosphäre ist ganz anders. Hier fehlt nichts, wenn es still ist. Im Gegenteil, die Stille in diesem Raum ist angenehm. Sie wirkt wohltuend und einladend.

Das liegt auch an den Materialien, die verbaut wurden: Der Boden ist aus natürlichem Stein, die Wände mit hellem Holz verkleidet, die Decke ist über 4 Meter hoch und in einem hellen Blau gestrichen. Für mich deutet der Stein die Erde an, den festen Grund auf dem ich stehe. Das Holz erinnert mich an die Bäume, das Organische, im Wald. Das Fries aus Linien und Licht, das sich um die Wände zieht, ist dann wie das Blätterdach, durch das die Sonne dringt. Über allem, von der Höhe her schon fast aus dem Blickfeld, der blaue «Himmel». Das Spannende ist: Obwohl kein natürliches Licht in den Raum fällt, wirkt er nicht kalt oder tot, sondern warm, und er lädt zum Verweilen ein. Das habe ich immer wieder von Menschen mit ganz unterschiedlicher Herkunft und Religion gehört, die hierher kommen. Die einen, um zu beten, eine Kerze anzuzünden, eine Bitte oder einen Dank ins Fürbittenbuch zu schreiben, die anderen, um einfach in der Stille zu sein.

Die Kapelle ist für alle Menschen offen, das sollen die Symbole der fünf grossen Religionen der Welt an der Tür zeigen. Im Innenraum erhält keine Religion den Vorrang, alle Einrichtungsgegenstände, wie der Altar oder der Kerzenkubus sind mobil. In einer Ecke zeigen die Qibla nach Mekka und der Misrach nach Jerusalem. Etwas Besonderes, das immer sofort ins Auge fällt und die Besucherinnen und Besucher fasziniert, ist das Fries aus Licht und Holz: Die Linien ziehen sich durch, wenn sie auf eine andere Linie treffen, entsteht ein Knotenpunkt. Das Muster regt die Phantasie an: Ob alt oder jung, die Menschen sehen ganz unterschiedliche Dinge darin: Blumen! Nein, Wege und Strassen! Die Fluglinien, die sich um die Welt spannen! Ein Beziehungsnetz zwischen Menschen! Ja, das ist es alles; und alles, was wir darin sehen möchten. Das Muster ist tatsächlich inspiriert von den Fluglinien, die Ort und Menschen auf der ganzen Welt verbinden. Es zeigt, wie verbunden wir alle sind: Mit unserer Familie, unseren Freunden und Bekannten, und mit allen Menschen auf der Welt. Auch jetzt und vielleicht gerade in dieser Zeit von «social distancing» tut es gut, sich daran zu erinnern.

Sie finden die Flughafenkapelle und die Räumlichkeiten der Flughafen-Seelsorge im Check-In 2 des Flughafen Zürich. Folgen sie einfach den Schildern zur Zuschauerterrasse, dann kommen Sie automatisch dorthin.

Pfrn. Melanie Handschuh