Loretokapelle in Mägenwil

Aus der Reihe: Kapellen in der Schweiz

Santa Casa an der Konfessionsgrenze

1699 erbauten die nach Wohlenschwil pfarrgenössigen Mägenwiler in ihrem Dorf eine eigene Andachtsstätte. Die Kapelle war eine Nachahmung der in der Basilika von Loreto stehenden Santa Casa, des Hauses der Heiligen Familie. Damit setzten die Mägenwiler ein starkes katholisches Zeichen in unmittelbarer Nähe der reformierten bernischen Nachbarschaft. Wie manche Loretokapelle wurde auch die Mägenwiler zum Ziel von Wallfahrern, besonders aus dem Freiamt.


Das Innere des Kirchleins entspricht heute nicht mehr einer typischen Loretokapelle; kein Hochaltar unterteilt den Raum, wie dies normalerweise der Fall ist (siehe etwa Loretokapelle in Muri). Grund ist die Umgestaltung der Kapelle anlässlich einer Renovation am Ende des 19. Jahrhunderts, bei welcher u. a. der Hochaltar von der Kapellenmitte an die Ostwand verschoben wurde.


Blickfang im Inneren ist das Altargemälde, geschaffen 1928 von dem in Fislisbach gebürtigen Kirchenmaler Joseph Heimgartner. Es zeigt – treffend für eine Loretokapelle – die Heilige Familie. Auf dem Altar stehen spätbarocke Statuen einer Kreuzigungsgruppe: Maria und Johannes. Das etwas jüngere Kreuz mit dem blutüberströmten Jesus hängt an der rechten Seitenwand. Die gegenüberliegende Wand schmückt ein Marienbild. Es ist dies die einzige von mehreren Darstellungen zur Lauretanischen Litanei (diese hing eng mit dem Loretokult zusammen), die nicht überstrichen ist.


Den Hochaltar flankieren die Heiligen Agatha und Apollonia. Die Figuren aus der Zeit um 1630 stammen wohl aus der Hand des damals in Baden ansässigen Künstlers Bartholomäus Cades, der auch am prächtigen Wettinger Chorgestühl mitgewirkt hat. Während Agatha als Patronin gegen Feuersgefahr verehrt wurde, half Apollonia bei Zahnschmerzen. Ihr Attribut, eine Zange mit einem Zahn, weist auf das Martyrium hin, bei welchem Apollonia alle Zähne gezogen wurden. Bei Agatha nehmen zwei auf einem Buch liegende abgeschnittene Brüste ebenfalls Bezug auf das Martyrium der Heiligen. Beachtenswert ist die 1995 von einem Südtiroler Bildhauer gefertigte Madonna.


Vielgenutztes Kirchlein

Drei Glocken erklingen im Türmchen zu den gegen 200 Andachten und Gottesdiensten, die jährlich in der Kapelle gehalten werden – mehr als in vielen Pfarrkirchen! Neben katholischen finden regelmässig auch protestantische Gottesdienste statt. Für viele Christen aus der Gemeinde und ihrer Umgebung besitzt das dem Kapellenverein Mägenwil gehörende Kirchlein einen wichtigen Stellenwert in ihrem religiösen Leben. (lh)


Standort

Mägenwil, Lettenstrasse/ Oberdorfstrasse. Die Kapelle liegt im westlichen Teil des Dorfes an der Lettenstrasse/ Oberdorfstrasse. Letztere zweigt beim Gasthof Löwen (zwischen den Bushaltestellen Gewerbe und Dorf) von der Hauptstrasse nach Süden ab. Die Kapelle steht etwa 100 Meter nach dieser Abzweigung. Link zum Standort.

Öffnungszeiten

Die Kapelle ist täglich geöffnet.