Der Glaube braucht Werke

Kirchliche Hilfswerke stellen sich Sinnfrage

«Braucht es in unserer Zeit überhaupt noch ein kirchliches Hilfswerk?»
Diese Frage stellte sich Nicola Mohler in der letzten Ausgabe von reformiert., da im Fusionsprozess von HEKS und Brot für alle intensiv über die kirchliche Identität debattiert wurde. Ihre Schlussfolgerung lautet, dass eine Kirche ohne Hilfswerk keine Kirche ist. Dafür reicht ein Blick in die Bibel; etwa in den Jakobusbrief: «Denn wie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot» (Jak 2,26). Eine glaubwürdige Kirche verkündet den Glauben nicht nur, sie handelt auch entsprechend. Einen enorm grossen Einsatz diesbezüglich leisten z.B. die Waldenser, welche Spitäler und verschiedene soziale Einrichtungen (Altersheime, Kinderheime, Schulen und Begegnungszentren) unterhalten.

Partner sein seit 1970

Die Christkatholische Kirche hat ihr Hilfswerk Partner sein 1970 durch Beschluss der Nationalsynode gegründet. Es unterstützt und begleitet Projekte für soziale und wirtschaftliche Entfaltung benachteiligter Menschen in den ärmsten Ländern. Die Projekte dienen der Hilfe zur Selbsthilfe. Nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit führt aus finanzieller Abhängigkeit hinaus in organisatorische und wirtschaftliche Selbständigkeit. Die Projektpartner*innen vor Ort, oft Mitglieder der Anglikanischen Kirche, werden in die Lage versetzt, ihr Projekt nach einer Zeit des Aufbaus selbständig erfolgreich weiterzuführen. Wenn dieses Ziel erreicht ist, zieht sich Partner sein zurück und fördert neue Projekte. Die Schwerpunkte liegen auf Ernährung, Gesundheit und Bildung. Ein aktiver Dialog mit den Partner*innen vor Ort nimmt die Bedürfnisse der dortigen Menschen in den Blick und ist Ausdruck einer vom Evangelium motivierten Solidarität für mehr Gerechtigkeit und den Aufbau sozialer Chancen. Hierfür arbeitet Partner sein in der Schweiz eng mit anderen Organisationen mit ähnlichen Zielen zusammen, vor allem mit den Hilfswerken der beiden grossen Schwesterkirchen. In der jährlichen ökumenischen Fastenkampagne treten HEKS/Brot für alle, Fastenaktion und Partner sein seit 1993 gemeinsam auf und erreichen durch Fastenagenda, Plakat-Aktionen und Medienarbeit einen Grossteil der Schweizer Bevölkerung.

Ein klares Bekenntnis

Auf die Titelfrage zurückzukommen: Ja, es braucht ein kirchliches Hilfswerk. Da allen Menschen unabhängig von ihrer Religion geholfen wird, bleibt Partner sein zeitgemäss, weil Nächstenliebe keine Selektionskriterien kennt. Ausserdem würde eine Kirche, die keine Unterstützungsarbeit für die Ärmsten der Welt leistet, dem Auftrag Jesu Christi nicht gerecht.

Vertrauen Sie, liebe Spenderin, lieber Spender, Partner sein weiterhin und handeln Sie nach dem Jesuswort «Was ihr für eine/n meiner geringsten Schwestern und Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.»
Vielen Dank dafür.

Partner sein

Raymond Dumont
Präsident «Partner sein»

Link zur Website: www.partner-sein.ch


Ein Bildungszentrum im Südsudan

Projekt von Partner sein im Fastenkalender 2022

Seit Jahrzehnten beteiligt sich Partner sein aktiv an der ökumenischen Kampagne, zusammen mit der Fastenaktion (bisher Fastenopfer) und HEKS (bisher Brot für alle). Der Fastenkalender, zu dem wir jeweils ein Projekt beisteuern können, wird jedes Jahr an Millionen von Haushalte in der Schweiz verteilt oder in Kirchen und Gemeindehäusern aufgelegt.

Das erste Schulgebäude des Colleges

Das Projekt: Bildung für alle am Bishop Levi College in Ibba

Im Südwesten des Landes, nahe der Grenze zu Uganda liegt Ibba, eine Kleinstadt vergessen von Politik und Wirtschaft, ohne Bodenschätze oder strategische Bedeutung. Ibba liegt an einer schlechten, ungeteerten Strasse, ohne öffentliche Stromversorgung und brauchbare Telefonnetze. Funktionierende Schulen werden von den Kirchen geführt. Die Stadt und die umliegenden 28 Dörfer bilden eine friedliche Oase im bürgerkriegsversehrten Land, in dem 1,7 Mio. Menschen – ein Drittel der Bevölkerung – im eigenen Land auf der Flucht sind, während 2,2 Mio. Menschen in die Nachbarländer geflüchtet sind. Die Menschen in Ibba leben von der Landwirtschaft und könnten ihre in den Flüchtlingslagern dringend benötigten Produkte verkaufen, wenn der desolate Strassenzustand Transporte zulassen würde.

Zusammenarbeit seit 10 Jahren

Lagekarte des Hilfsgebietes im Südsudan

Ibba ist Sitz der gleichnamigen anglikanischen Diözese. Bischof ist Wilson Kamani, mit dem Partner sein seit mehr als 10 Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. In dieser Zeit entstand ein Schulzentrum für junge Erwachsene, das einzige in der weiteren Umgebung. Erste Zielgruppe waren Mädchen, die wegen früher Schwangerschaften die Schule verlassen mussten. Hinzu kamen junge Frauen und Männer, welche die Schule als Folge des jahrzehntelangen Bürgerkriegs nicht oder nur teilweise besuchen konnten. Die Diözese setzt sich zum Ziel, diese Bildungslücken zu schliessen und den jungen Menschen eine Ausbildung zu ermöglichen und damit ihre Chancen zu verbessern, später ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Angeboten werden Kurse in Englisch, Buchhaltung, Computeranwendung und Geschäftsführung. Das Angebot wurde um Landwirtschaft erweitert und wird aktuell mit einer Werkschule ergänzt, welche eine Ausbildung für Schreiner, Baumeister und weitere handwerkliche Tätigkeiten anbieten wird. Orangen- und Teakbäume wurden angebaut um mit dem Erlös des Verkaufs von Holz und Früchten Geld für den Betrieb der Schule zu erwirtschaften. Die Schule wird auch für die Alphabetisierung der breiten Bevölkerung genutzt sowie für die Ausbildung von Freiwilligen, welche in den Kirchgemeinden aktiv sind.

Drei Schulhäuser gebaut

Im Verlauf der letzten 10 Jahre wurden mit der Unterstützung von Partner sein drei Schulgebäude gebaut und eingerichtet. Das Werkschulgebäude wird 2022 fertig gestellt. Es entstanden auch Latrinen und eine Wasserpumpanlage. Das bisherige Solarsystem ist rudimentär, der Ver-schleiss an Batterien hoch. Ein neues, modular ausbaubares, stabiles und effizientes Solarsystem stellt sicher, dass die Grundbedürfnisse für Licht, das Aufladen und Betreiben von Geräten wie Computer, Drucker und Mobiltelefone dauerhaft und zu günstigen Bedingungen mit sauberer Energie gedeckt werden können. Geplant ist der Einsatz von wartungsfreien, kompakten Energieboxen mit Solarmodul und erprobter Technik, welche Gleich- und Wechselstrom erzeugen und direkt für USB-Sticks und Stecker genutzt werden können. Die Technologie wird bereits in zahlreichen Entwicklungsländern und Katastrophengebieten mit Erfolg eingesetzt.

Beatrice Reusser