Ein verspätetes Jubiläum

Geschichte der Kirchgemeinde Baden-Brugg-Wettingen 1967–2017

Bischof Hans Gerny mit Firmlingen

Am Montag, 25. November, fand im Historischen Museum der Stadt Baden die Vernissage der Badener Neujahrsblätter, Ausgabe 2020, statt. Anlass, um auf das 50-jährige Jubiläum der Kirchgemeinde Baden-Brugg-Wettingen aufmerksam zu machen. Unsere Gemeinde hatte es zwar im eigentlichen Jubiläumsjahr 2017 verpasst, eine entsprechende Darstellung ihrer bewegten Geschichte zu präsentieren, aber dies wurde nun nachgeholt mit einem Beitrag des Autors in den Badener Neujahrsblättern, einem lokal verankerten historischen Organ (Bezugsquelle s. Hinweis unten).

Geschichte mit Lücken

Die Geschichte der christkatholischen Kirchgemeinde Baden-Brugg hat eine bewegte Vorgeschichte, die nie restlos geklärt wurde, weil die entsprechende Quellenlage spärlich ist. Die Kirchgemeinde Baden hätte 1871 die erste neu gegründete christkatholische Kirchgemeinde des neuen Bistums werden können, wenn sich die liberalen Katholiken mit tatkräftiger Unterstützung prominenter Persönlichkeiten wie Augustin Keller und Stadtamman Joseph Zehnder in der turbulenten Badener Versammlung vom 7. Mai 1871 gegen die «Piusbrüder» durchgesetzt hätten und jemand die Verantwortung für eine Gemeindegründung übernommen hätte.

Es kam nie dazu, es war wahrscheinlich noch zu früh oder die Umstände waren zu widrig, steht doch Baden eher in einer römisch-katholischen Tradition. Erst 1922 konnte eine christkatholische Genossenschaft Baden-Brugg gegründet werden. Die Ziele der Genossenschaft wurden nur teilweise erreicht und blieben auch noch nach der Gründung als vollwertige Kirchgemeinde 1967 offen; nach der Genossenschaftsgründung 1922 sorgte jeweils ein externer Pfarrer (Magden, Aarau oder Zürich) für regelmässige Gottesdienste. Ein eigener Kirchenbau blieb bis heute unverwirklicht. Seit der Genossenschaftsgründung 1922 fand der Gottesdienst in der Regel in der Parkkapelle statt.

Seit der Gründung 1967 wurde das Gemeindeleben geprägt von ökumenischen Aktivitäten in Baden und Umgebung (die grosse Diaspora umfasst über 90 politische Gemeinden in den Bezirken Baden, Brugg, Zurzach und Bremgarten). Die christkatholische Kirchgemeinde entwickelte sich zur treibenden Kraft für ökumenische Anlässe und Belange im Raum Baden. Dazu gehörten auch die jährlichen ökumenischen Gottesdienste der Arbeitsgruppe christlicher Kirchen im Kanton Aargau (AGCK), wo auch

Lutheraner, Methodisten, reformierte Ungaren, Anglikaner und französisch-sprachige Protestanten mitmachten. Die damaligen Protagonisten der «Kapellenökumene», Roland Schuler, Gerhard Feldmeier und Willy Schlachter, haben dem Autor via «Oral History» lebhafte Bilder aus dieser Zeit vermittelt. Ich danke Ihnen an dieser Stelle herzlich für Ihre Schilderungen.

Ein grosses Ereignis war natürlich 1999 die Installation der ersten Priesterin unserer Landeskirche in unserer Kirchgemeinde, Denise Wyss; sie war mit wenigen Ausnahmen die erste Pfarrperson der Kirchgemeinde Baden mit Wohnort in der Gemeinde, war doch die Gemeinde seit der Genossenschaftsgründung mehrheitlich von aussen pastoriert worden.

Neuer Kirchgemeindename

Seit 2007 nennt sich die Kirchgemeinde Baden-Brugg-Wettingen, weil sie ihre Gottesdienste in der Klosterkirche Wettingen feiert. Die Gemeinde umfasst heute rund 400 Seelen, das sind rund 8% der Christkatholiken des Kantons Aargau.

Die Feier zum 50-jährigen Jubiläum der Kirchgemeinde fand am 28. Mai 2017 in der Löwenscheune der Kantonsschule Wettingen statt. Als offiziellen Gäste durfte die Kirchgemeinde den aargauischen Grossratspräsidenten Benjamin Giezendanner sowie den Gemeindeammann von Wettingen, Roland Kuster, begrüssen. Gleichzeitig konnte Pfarrer Wolfgang Kunicki sein 25-jähriges Priesterjubiläum feiern. Pfarrer Kunicki blickt heute zuversichtlich in die Zukunft der Kirchgemeinde, die auch weiterhin sehr ökumenisch ausgerichtet bleibt.

Jürg Hagmann
Badener Neujahrsblatt 2020 (25 CHF): https://www.hierundjetzt.ch/de/catalogue/