Santa Claus kommt mit dem Schlitten

Wir Kinder im englischsprachigen Raum (Grossbritannien, Amerika, Australien u.v.m.) glaubten so lange und unerschütterlich an den Santa Claus, wie die Kinder hierzulande an den Osterhasen oder den Nikolaus – bis ungefähr zum Alter von fünf Jahren, danach mit immer mehr Zweifel. Nachdem wir, etwas grösser geworden, den Glauben an den alten Mann mit dem weissen Bart und dem Rentierschlitten ganz aufgegeben hatten, nahmen wir den Eltern die kleinen Lügen nicht übel, denn die Aufregung um den Santa Claus war in der Weihnachtsnacht doch so schön!

Als ich klein war, konnten die meisten Kinder das lange Weihnachtsgedicht von Clement Clarke Moore auswendig aufsagen, welches diese herrliche Spannung wiedergibt: 

«T’was the night before Christmas …»

Es war die Nacht vor Weihnachten, als sich im ganzen Haus

nicht ein Lebewesen rührte, nicht einmal eine Maus.

Die Strümpfe waren sorgsam am Kamin aufgereiht

in der Hoffnung, dass Nikolaus bald erscheint.

Die Kinder waren alle in ihren behaglichen Betten

während Träume von Zuckerpflaumen durch ihre Köpfe tanzten.

Und Mutter mit ihrem Tuch und ich mit meiner Mütze

hatten uns gerade für einen langen winterlichen Schlaf eingerichtet,

als draußen auf dem Rasen ein lautes Geklapper erklang.

Ich sprang aus dem Bett, um zu schauen, was dort vor sich ging.

Ich eilte zum Fenster wie der Blitz,

Öffnete die Verschläge und schob das Fenster empor.

Der Mond auf der Fläche des frischen Schnees

liess alles dort unten wie im Tageslicht glänzen.

Was erschien meinem überraschten Auge?

Ein winziger Schlitten mit acht kleinen Rentieren

und einem kleinen, alten Fahrer, so lebhaft und schnell.

Ich wusste sofort: Das konnte nur der Nikolaus sein.

Schneller als Adler kamen seine Zugtiere heran.

Er pfiff und rief und nannte sie beim Namen:

«Nun, Dasher! Nun, Dancer! Nun, Prancer und Vixen!

Los, Komet! Los Cupid! Los, Donner und Blitzen!

Hinaus auf die Spitze des Vordachs! Auf die Spitze der Mauer!

Nun eilt hinfort! Eilt hinfort! Eilt alle hinfort!»

Wie herbstliche Blätter im Orkan fliegen

hinauf in den Himmel, wenn sie auf Hindernisse treffen,

so flogen sie hinauf auf des Hauses Dach

mit dem Schlitten voller Spielzeug und dem Nikolaus auch.

Und dann, augenblicklich, hörte ich auf dem Dach

das Tänzeln und Scharren der kleinen Hufe.

Als ich mich vom Fenster löste und abwandte,

kam auch schon der Nikolaus den Schornstein herabgesprungen.

Er war gekleidet mit Pelz von Kopf bis Fuß,

und seine Kleidung war bedeckt mit Asche und Ruß.

Einen Sack voller Spielzeug trug er auf dem Rücken;

er sah aus wie ein Hausierer, der sein Paket öffnet.

Die Augen – wie sie glänzten! Die Grübchen wie froh!

Die Wangen wie Rosen, die Nase wie eine Kirsche!

Sein lustiger, kleiner Mund war rund wie ein Bogen,

und der Bart am Kinn war so weiß wie der Schnee.

Eine Pfeife hielt er fest im Mund;

der Rauch umgab seinen Kopf wie ein Kranz.

Er hatte ein breites Gesicht und einen kleinen, runden Bauch,

der schwabbelte wie Wackelpudding, als er lachte.

Er war pummelig, mollig, ‘ne muntere Elfe.

Ich konnte nicht anders, musste lachen als ich ihn sah.

Ein Zwinkern mit den Augen und ein Nicken des Kopfes,

so ließ er mich wissen, dass ich nichts zu befürchten hätte.

Er sprach kein Wort, ging gleich an die Arbeit

und füllte alle Strümpfe. Dann drehte er sich mit einem Ruck,

Legte den Finger neben die Nase, nickte mit dem Kopf,

Und schon fuhr er wieder den Schornstein hinauf.

Er sprang in den Schlitten, gab seinem Team ein Signal,

und hinfort flogen sie alle, wie der Flaum einer Distel.

Aber ich hörte ihn rufen, bevor er entschwand:

“FROHE WEIHNACHTEN EUCH ALLEN UND ALLEN EINE GUTE NACHT!”

Lesen Sie den Artikel zu diesem Gedicht von Stephanie Meier im «Christkatholisch Nr. 21 von 2022»