Die Zukunft der Kirche liegt dort, wo Gott lebt – in den Menschen

Inhaltlich, musikalisch und vom Kirchenraum her glanzvoll: der Festgottesdienst zur Eröffnung der Jubiläumssynode in der Basler Predigerkirche.

Eine gute und gelöste Stimmung – mit kurzem Unterbruch – zeichnete die Jubliäumssynode der Christkatholischen Kirche der Schweiz in Basel aus. Bleiben wird der Eindruck einer lebendigen Kirche, die Zukunft hat wenn sie sich den Menschen zuwendet, wie Pfarrer Michael Bangert in der Predigt betonte, und nicht das sogenannt «typisch Christkatholische» zur Richtschnur ihrer künftigen Entwicklung macht, wie Bischof Harald Rein in seinem Votum darlegte.

Drei Themen waren an der diesjährigen 150. Session der Nationalsynode vorgegeben: das Jubiläum, das Brückenbauen und die Zukunft. Zum Jubelanlass passte, dass die Sonne oft vom Himmel lachte und die Stimmung unter Delegierten und Gästen hervorragend war. 

«Der Glanz Gottes ist der lebendige Mensch!» (Irenäus von Lyon)

Man könnte dies als unwichtigen Punkt in einer Berichterstattung über eine Kirchensynode betrachten. 

Doch wenn es in anderen Religionsgemeinschaften heute an einem fehlt, dann an guter Stimmung. Oft herrscht ob den finanziellen Problemen und dem Mitgliederschwund eine «Zwanzig-ab-achti-Schnuure», sagte Pfarrer Michael Bangert in der Predigt. Dabei sei eine gute Stimmung gewissermas-
sen Voraussetzung, um als Kirche in schwierigen Zeiten bestehen zu können. Gegen Traurigkeit und Schwermut helfe schlafen, essen, baden und freundliche Gespräche, wie der Dominikaner Thomas von Aquin schon zu seiner Zeit geraten habe. Bangert rief auch zum Unkonventionellen auf, wenn es denn der Kirche und damit den Menschen diene.

Er verwies weiter auf Bischof Irenäus von Lyon, der in einer seiner Schriften festhielt, dass der lebendige Mensch der Glanz Gottes sei. Das bedeute nichts anderes, als wenn die Kirche sich um die Menschen kümmere, sie auf Gottes Wegen wandle. So waren die Delegierten der Nationalsynode stimmungsmässig über weite Strecken auf gutem Wege. 

Einsatz für ein friedliches Zusammenleben

Mut sprach Regierungsrätin und Kirchendirektorin Eva Herzog unserer Kirche zu. Herzog, die mit einem reformierten Vater im Glauben ihrer katholischen Mutter erzogen wurde und trotz allem gerne in die Kirche ging, gerne sang und den Weihrauch – wenn auch nicht in allzu grossen Mengen – liebte. Ihr nicht ungetrübtes Verhältnis zur Religion hinderte die Magistratin nicht daran, den Kirchen wohlwollend zu begegnen, solange diese sich den Menschenrechten verpflichtet fühlten und sich für ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft stark machten.

Aufs Brückenbauen bezog sich der Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) Herbert Winter. Sowohl die Christkatholische Kirche, wie auch die jüdischen Gemeinden seien vom Nichtwissen betroffen. Die Christkatholiken litten unter ihrer Unbekanntheit, über die jüdischen Gemeinden herrsche viel Unwissen. So sei es wichtig, im Dialog und Austausch zu bleiben und Brücken zueinander zu schlagen. Mit der Christkatholischen Kirche pflege er, so Winter, seit langem ein herzliches, freundschaftliches Verhältnis.

Die Kunst der Kommunikation

Bischof Harald Rein rief die Christkatholikinnen und Christkatholiken in einem persönlichen Votum auf, nicht so sehr danach zu fragen, was typisch christkatholisch sei, denn das sei dem steten Wandel unterzogen. Wichtig, so Rein, sei der Geist, in dem eine Kirche gestaltet werde.

Und dieser zeigte sich wenig später in den Debatten über die einzelnen Traktanden und beim Podiumsgespräch mit Felix Oesch (Zentralvorstand Jugend CKK), Catherine Laubscher (Unia Neuchâtel), Michael Lauber (Bundesanwalt) und alt Staatsrat und Präsident der Pro Helvetia Charles Baer (Genf), befragt von Medienfrau Christine Hatebur. Letzteres lief völlig aus dem Ruder, dennoch wurde das einstündige Gespräch mit Wohlwollen aufgenommen. Dieses ging dann bei der Debatte um die Revision der Finanzordnung kurzzeitig verloren. Gehässige und verletzende Töne schlichen sich in die Voten ein. Doch nach einer Pause und kurzen Gesprächen untereinander – dies ganz im Sinne von Thomas von Aquin – fand das Gremium schnell wieder zur Sachlichkeit zurück. Zu einem guten Ratsbetrieb trug zweifellos Synoden-Präsidentin Kathrin Gürtler bei, die sachlich, fachlich kompetent und ruhig durch die Traktandenliste führte und den Überblick behielt. 

Reden mit Fleisch am Knochen 

Als ein Highlight der 150. Synode darf man – nebst dem feierlichen Gottesdienst – sicher das grosse Bankett im Restaurant «Zur Mägd» bezeichnen. Zum Apéro gabs Wein, Prosecco und köstliche Häppchen im italienisch angehauchten Garten, untermalt von Appenzeller Streichmusik. Dann folgte im Saal das Essen, angereichert mit fünf  launigen Grussworten und begeisternden musikalischen Darbietungen von Ramona Zimmerli und Olivia Zimmerli (Piccolo und Klavier) sowie Luzian Jenny am Akkordeon. Hatten die Traktanden unterschiedlich viel Fleisch am Knochen, so durfte man bei Adrianos Ossobucco aus dem Vollen schöpfen – auch wenn der Name des Mailänder Gerichts dies nicht erahnen liess: Ossobucco heisst «Knochen mit Loch».

Aus dem Vollen geschöpft wurde auch in den diversen Grussworten. Regierungsrat Lukas Engelberger zeigte sich dankbar für die Spitalseelsorge. Christian Griss, Kirchenratspräsident der Römisch-katholischen Kirche Basel-Stadt, erwähnte das Neubauprojekt Christophorus, bei dem sich die Basler Christkatholiken beteiligen werden. Adèle Kelham (Anglican Church) verlas mit Charme zwei Grussworte, Stefan Junger, oberster Armeeseelsorger, fand Parallelen seines Tuns im Hirtenbrief und Vater Kosma (Serbisch-orthodoxe Kirche), las traditionell gewanddet sein Grusswort vom Tablet ab.

Zwei Verabschiedungen

Auch Bischof Harald Rein kam zu Wort. Er verabschiedete seinen Generalvikar Jean-Claude Mokry – von A bis Z auf Französisch: Chapeau! Bereits während den Verhandlungen der Synode wurde Alois Schmelzer für sein 10-jähriges Wirken als Präsident des Medienkomitees gedankt. 

Viele haben an dieser Synode Dank verdient, war es doch ein rundum gelungenes Jubiläum. Das Organisations-komitee soll hier speziell erwähnt werden, trug es doch zum Gelingen der 150. Synode sehr viel bei: Evelyne Wildhaber (Vorsitz), Evelyne Albiez, Karin Schaub, Michael Bangert, Ruedi Messerli, Christoph Studer-Gladen. 

Und die Zukunft? Sie kam explizit ganz am Ende der Synode als Werkstatt zum Zug. Und wenn wir punkto Zukunft schon beim Zug sind: Dieser bringt die Delegierten im nächsten Jahr nach Genf.

Text: Franz Osswald

Bilder: Ruedi Messerli (Titelseite); Lenz Kirchhofer, Peter Feenstra, Ruedi Messerli (Gallerie)