Eine Frucht unter vielen Pendenzen

«Vorgestern» war das «Gestern» noch die Zukunft und heute ist dasselbe «Gestern» schon wieder Vergangenheit. Deshalb: Gestern, heute, morgen – um die Zukunft muss sich sorgen, wer was erreichen will. Gefühlt zum 150. Mal wird sich die Nationalsynode am 2. Juni 2018 mit der Zukunft der Christkatholischen Kirche beschäftigen. Was aber ist aus den jüngsten Zukunftsdiskussionen der Synoden von Bern und Möhlin geworden?

Ein Projekt, das Früchte trägt: die nachhaltige Kirche. Grafik: Katholische Landeskirche Luzern

Die Sorge um die Zukunft der Kirche wird die Synodalen an der bevorstehenden Jubiläumssynode spätestens beim letzten Traktandum für eine Stunde erneut beschäftigen. Dies geht aus der provisorischen Traktandenliste der 150. Session der Nationalsynode und dem diesjährigen Hirtenbrief Harald Reins hervor. 

Darin kündigt der Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz an, dass mit einer Zukunftswerkstatt ein Diskussionsprozess gestartet werden soll, der auf allen Ebenen der Christkatholischen Kirche geführt und erstmals auf die Nationalsynode 2019 hin ausgewertet werden soll. 

Der Synodalrat und er möchten durch die Zukunftswerkstatt von den Synodalen in Erfahrung bringen, was sie in der Christkatholischen Kirche «inhaltlich und strukturell verändern und/oder was sie auf jeden Fall beibehalten möchten».

Zur Diskussion stellt die Exekutive der Kirchenleitung zusammen mit dem Bischof damit erstens die Selbstständigkeit der einzelnen Kirchgemeinden in Fragen der Finanzen, des Personals und der Liegenschaften sowie zweitens die Abhängigkeit des Bistums von den Kirchgemeinden in Form des Zentralbeitrages und schliesslich drittens die Integration der bisher vom Zentralbeitrag unabhängigen Medienkosten in die Gesamtrechnung des Bistums. Dies legt zumindest Harald Rein in seinem diesjährigen Hirtenbrief nahe.

Auswertung nur ansatzweise

In ähnlicher Weise befragten Bischof und Synodalrat die Synodalen schon an den Synoden von Bern (2014) und Möhlin (2017). Die Ergebnisse der Diskussion in Bern zum Thema «Der Zukunft entgegen» haben der Bischof und der Synodalrat an ihrer Klausurtagung im Herbst 2014 ansatzweise ausgewertet, wie aus dem Jahresbericht 2014/2015 des Synodalrates hervorgeht (Christkatholisch 10/2015). 

Mit den Ergebnissen von Möhlin zum Thema «Sakramente» haben sich Bischof und Synodalrat laut ihrer Medienmitteilung vom Oktober 2017 intensiv auseinandergesetzt und sind dabei zum Schluss gekommen, dass die Thematik in den Bereichen «Liturgik und Erwachsenenbildung vertieft werden» soll (Christkatholisch 18/2017, S. 8). In seinen Berichten, die er 2015 bis 2016 der Synode vorlegte, ging der Bischof nicht auf die Diskussion von Bern oder ihre Ergebnisse, geschweige denn über ihre Auswertung oder auf daraus abgeleitete Massnahmen ein.

Die eine sichtbare Frucht

Die Arbeit mit den Ergebnissen der Synodegespräche ging laut Manuela Petraglio aber dennoch weiter. Sowohl Bischof wie Synodalrat hätten, sagt sie auf Anfrage des «Christkatholisch», auf ihren Klausurtagungen jeweils im Herbst 2014 und 2017 «die aufgeworfenen Fragen geordnet, Verbindungen zwischen einzelnen Themen hergestellt und Prioritäten diskutiert». Sie erläutert weiter: «Einige Themen hat er an bestehende Gremien und Arbeitsgruppen in der Kirche weitergegeben.» Gemeint sind die Pastoralkonferenz, die Liturgische Kommission und die Fachstelle Bildung. Die am deutlichsten sichtbare Frucht, so Petraglio weiter, sei die Kommission «Nachhaltiges Bistum», die der Synodalrat ins Leben gerufen hat.

Aufwand übersteigt die vorhandenen Ressourcen

Wenn man sich vor Augen führt, wie viele Stichworte, Themen, Fragen und Anregungen zusammenkommen, wenn zweimal rund 120 Synodale während zweimal einer oder zwei Stunden brainstormen, fällt es sehr leicht mit dem Synodalrat festzustellen, «dass die Weiterarbeit sehr schwierig ist», wie die Synodalratspräsidentin sagt. Erschwerend komme hinzu, dass auch die Gremien und Gruppen, die in zweiter Linie die Arbeit hätten fortführen sollen, bereits eine Fülle von Prioritäten hätten.

Augenmerk auf dem Gesamtprozess

Mit der Zukunftswerkstatt an der bevorstehenden Jubiläumssynode soll die Einbettung der Diskussionen der Synoden von Bern und Möhlin in einen «Gesamtprozess der Erneuerung der Kirche» besondere Priorität geniessen, blickt Manuela Petraglio voraus. Sie fährt fort: «In diesem Prozess werden auch liegengebliebene Themen der Synodesessionen von Bern und Möhlin wieder aufgegriffen.»

Lenz Kirchhofer