Hilfe für Vergessene im Kongo

Hilfe zur Selbsthilfe: Durch den Kauf von Baumaterial ermöglicht das Hilfswerk in Bagira den Menschen den Bau eines Schulhauses.

17’000 Flüchtlinge aus Ruanda, Burundi, Somalia und der Demokratischen Republik Kongo leben im Lager Marratana, im Norden von Mosambik. Und dies zum Teil seit 15 Jahren und ohne Aussicht auf eine Rückkehr in ihre Herkunftsländer. Mit speziell dafür ausgebildeten Fachleuten hilft die anglikanische Diözese Nampula den Flüchtlingen, Perspektiven zu entwickeln und sich – wenn eine Rückkehr in das Heimatland nicht möglich ist – ein Leben in Mosambik aufzubauen.

Nach einem jahrelangen Bürgerkrieg ist die ehemalige portugiesische Kolonie eines der ärmsten Länder der Erde. 2016 belegte es Platz 181 von 188 Ländern im Index der menschlichen Entwicklung. Noch heute lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Die Abhängigkeit des öffentlichen Haushalts von der Auslandhilfe ist sehr hoch. Über 80 Prozent der Bevölkerung leben von der kleinbäuerlichen Landwirtschaft und sind besonders anfällig für Naturkatastrophen. Hinzu kommt die Aids-Epidemie, welche Entwicklungsfortschritte behindert. So erstaunt es nicht, dass sowohl dem Staat als auch der Bevölkerung die Mittel fehlen, um das Los der Flüchtlinge zu verbessern.

Engagierte Diözese

Ein grosses Problem, das von Flüchtlingsorganisationen noch selten angegangen wird, sind die traumatischen Erfahrungen, unter denen ein grosser Teil der Flüchtlinge leidet. Bischof Manuel Ernesto steht der im September 2018 neu gegründeten Diözese Nampula vor, in welcher dieses Flüchtlingslager liegt. Er engagiert sich stark in der psychosozialen Unterstützung der Flüchtlinge und hat sich selber in diesem Bereich in Südafrika weitergebildet. Ziel ist es, mit Selbsthilfegruppen und Fachpersonen den Flüchtlingen bei der Verarbeitung der seelischen Verletzungen, welche bei der Vertreibung und Flucht entstanden, bestmöglich zu helfen. Zusätzlich soll eine Unterstützung durch Fachpersonen aus dem Nachbarland Südafrika angestrebt werden.

Weitere Unterstützung im Libanon

Die «Sint Paulus Missie» aus den Niederlanden, eine altkatholische Schwesterorganisation von «Partner sein», engagiert sich seit vielen Jahren in Mosambik. Anlässlich ihrer Zusammenkunft im vergangenen Herbst in Wien haben die altkatholischen Hilfswerke (Internationale Altkatholische Diakonie und Mission, IAKDM) beschlossen, in den Jahren 2019 und 2020 dieses Projekt in Mosambik gemeinsam zu unterstützen. Damit soll ein Zeichen gesetzt werden, dass auch Flüchtlinge weitab von der «Öffentlichkeit» und den Tagesthemen, in den Köpfen häufig Vergessene, ein Teil unserer Welt und unserer Mitverantwortung sind.

«Partner sein» führt auch seine Hilfe für Flüchtlinge im Libanon weiter. Die syrischen Flüchtlinge stellen für die Nachbarländer eine grosse Herausforderung dar, weshalb das Hilfswerk auch dieses Jahr zwei verlässliche Organisationen vor Ort mit 10’000 Franken unterstützen wird.

Schwerpunkt Afrika

Das grösste Projekt von «Partner sein» wird zurzeit in Bagira im Osten der Demokratischen Republik Kongo realisiert. Nach dem erfolgreichen Bau des ersten Schulgebäudes mit Sanitäranlagen wird von 2017 bis 2020 ein zweites Gebäude errichtet, das allen 600 Primar- und 200 Sekundarschülern zweckmässige und wetterfeste Infrastrukturen bietet. Unterstützt wird dieses Projekt weiterhin durch «Latitude 21» des Kantons Neuenburg. Für die sieben Projekte in der Demokratischen Republik Kongo sind im laufenden Jahr 57’500 Franken vorgesehen. Im zweiten Schwerpunktland Uganda sollen diesmal für vier Projekte 35’900 Franken eingesetzt werden. 26’000 Franken sind im laufenden Jahr für vier Projekte in Tansania vorgesehen. Je ein Projekt im Südsudan und in Sambia vervollständigen das Engagement von «Partner sein» in Afrika. Hervorgehoben sei an dieser Stelle die Berufsbildung für Jugendliche in Ibba (Südsudan). Dieses Ausbildungszentrum in einer ruhigen Gegend des Bürgerkriegslands ist zu einem Schwerpunktprojekt des Hilfswerks geworden. Die Erweiterung des Zentrums wird durch den Weltgebetstag, die Stiftung «Solidarität Dritte Welt» und den Suppentag Allschwil unterstützt.

Acht Projekte in Asien

Die Unabhängige Philippinische Kirche ist für das Hilfswerk eine langjährige Partnerin. Für 2019 wurden sieben Projekte für insgesamt 44’500 Franken vorbereitet. Beim achten Projekt in Asien, dem Auffangzentrum für Frauen in Hongkong, erhalten ausgenutzte Hausangestellte aus umliegenden Ländern Beratung und Unterstützung.

Ein wesentlicher Teil der Mittel von «Partner sein» stammt aus den Sammlungen in den Kirchgemeinden während der Fastenzeit. Das Hilfswerk weiss diese Unterstützung sehr zu schätzen und bedankt sich herzlich dafür. Sehr dankbar ist «Partner sein» auch für die vielen Einzelspenden während des Jahres, sei es projektbezogen oder zur freien Unterstützung von Projekten. Es setzt alles daran, sie verantwortungsbewusst einzusetzen. Das Hilfswerk bedankt sich herzlich für das Wohlwollen und die gelebte Solidarität.

Urs Müller