Christkatholisch – Alt-katholisch? Was ist das?

 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   

300 Sekunden, die den Blick ändern.

Aus: https://www.alt-katholisch.de/unser-glaube/alt-katholisch-in-30-sekunden/

 

Alt-katholisch … Klingt spontan erstmal nicht nach einer offenen, aufgeschlossenen und reformorientierten Kirche, zugegeben. Denn bei „alt“ denken die meisten gleich an „stockkonservativ“, „reaktionär“ oder „veraltet“.

Alt-katholische Ansichten sind aber alles andere als das. Unser Vorschlag: Geben Sie uns fünf Minuten, um den ersten „altmodischen“ Eindruck zu revidieren.

  • Wir sind eine junge Kirche mit uralten Wurzeln.
  • Wir sind eigenständig, pflegen aber enge Beziehungen zu anderen Kirchen.
  • Im Mittelpunkt unseres geistlichen Lebens steht die Eucharistiefeier.
  • Wir sind gastfreundlich und schließen niemanden aus.
  • Wir bekennen uns zur Fehlbarkeit der Kirche und ihrer Mitglieder – denn wir alle, auch die leitenden Kirchenmitglieder, sind Menschen und darum auf Vergebung angewiesen.
  • Wir sind eine bischöfliche Kirche: Die Bischöfin oder der Bischof leitet bei uns unmittelbar und selbstständig die Kirche; sie oder er wird dabei unterstützt von der durch die Synode gewählten Synodalvertretung.
  • Wir pflegen das synodale Prinzip: Jede und jeder kann mitgestalten.
  • Wir denken fortschrittlich, zeitgemäß und reformorientiert: Kirchliche Wiederheirat Geschiedener, die Öffnung des geistlichen Amtes für Frauen und die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sind Reformen, die wir bereits umgesetzt haben.

Doch was hat es nun mit der alt-katholischen Kirche auf sich?

Die Anfänge reichen zurück bis ins erste Jahrtausend der Kirchengeschichte. Früher waren die einzelnen Landeskirchen und ihre Bischöfe selbstständig. Die alt-katholische Kirche in Deutschland steht bis heute in der Tradition der selbstständigen katholischen Kirchen.

Anlass zur Eigenständigkeit waren die Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils von der Unfehlbarkeit des Papstes und seiner obersten Rechtsgewalt. Aus unserer Sicht wurden in jenen Tagen Entscheidungen getroffen, die nicht mit der Bibel und der katholischen Tradition in Einklang stehen. Viele Katholikinnen und Katholiken hielten darum am „alten“ katholischen und apostolischen Glauben fest. Diese Katholikinnen und Katholiken, die aus Gewissensgründen die neuen Dogmen nicht als Glaubenssätze annehmen konnten, wurden vom Empfang der Sakramente ausgeschlossen und mussten sich als eigenständige katholische Kirche organisieren: Es entstand die alt-katholische Kirche. Der Name ist also auf die „alte Lehre“ der ungeteilten katholischen und apostolischen Kirche zurückzuführen. Das Katholische Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland ist als eine selbstständige und staatskirchenrechtlich anerkannte katholische Kirche auch Gründungsmitglied der Utrechter Union, in der sich die alt-katholischen Kirchen zusammengeschlossen haben. Ebenfalls sind wir Gründungsmitglied der „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland“ (ACK) und des Weltkirchenrates/Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK).

Unser Leitmotiv ist damals wie heute das Festhalten am Glauben und an den Ordnungen der alten und einen Kirche, deren Mitte und Haupt Jesus Christus ist.

Unsere Kirche ist bischöflich-synodal.

Das heißt, dass die Bischöfin bzw. der Bischof zwar die Kirche leitet, aber im Prinzip alle Mitglieder der Kirche an Entscheidungsprozessen beteiligt sind, also z. B. Pfarrerinnen bzw. Pfarrer und Bischöfinnen bzw. Bischöfe gewählt und nicht „vorgesetzt“ werden, das geistliche Amt Frauen offensteht und kirchliche Leitungsaufgaben auch von Laien ausgeübt werden. Das „Kirchenvolk“ ist also in allen Gliedern beteiligt, niemand wird ausgeschlossen. Und nicht nur der Bischof wird wie früher gewählt, sondern Gemeinde und Bistum sind heute insgesamt synodal strukturiert.

„Synodal“ bedeutet aber nicht, dass hier Glaubenssätze formuliert oder Glaubensfragen verhandelt werden können. Diese Kompetenz hat nur ein allgemeines Konzil. Es bezeichnet vielmehr die Auseinandersetzung und manchmal auch das Ringen um den gemeinsamen Weg als katholische Kirche. Es berührt also die Frage, wie wir diesen katholisch-apostolischen Glauben als Kirche umsetzen und leben können.

Unsere Kirche ist offen.

Biblische Aussagen und dynamisches kirchliches Leben verbinden sich mit dem weltlichen Leben. So ist z. B. für die Geistlichen seit 1878 die vorgeschriebene Ehelosigkeit (Zölibat) als ein biblisch nicht begründbares Kirchengesetz abgeschafft worden, denn die ehelose Lebensform ist keine Bedingung für die Übernahme kirchlicher Ämter und Aufgaben. Vielmehr bleibt sie als eine mögliche Form des christlichen Lebens und Teil der persönlichen Berufungsgeschichte in die Entscheidung des einzelnen Menschen gestellt. Wer sich zu einem Leben in freiwilliger Ehelosigkeit berufen fühlt, allein oder in einer (Ordens-)Gemeinschaft, sollte und kann diese Berufung natürlich auch in der alt-katholischen Kirche leben.

Auch Frauen können die Sakramente des geistlichen Amtes – diakonisch, priesterlich, bischöflich – empfangen. Geschiedene und Wiederverheiratete wurden und werden nicht vom Empfang der Sakramente ausgeschlossen. Wurde eine Ehe staatlich geschieden, gibt es die Möglichkeit einer nochmaligen kirchlichen Eheschließung.

Unsere Kirche ist fehlbar.

Wir bekennen uns zur menschlichen Fehlbarkeit der Kirche und ihrer Mitglieder, also auch derer, die zu einem Leitungsamt in der Kirche berufen und bestellt sind. Wir versuchen, aus dem Wissen zu leben, dass jeder einzelne Mensch sowie die Kirche als Ganzes immer reformbedürftig und auf Vergebung angewiesen ist.

Unsere Kirche ist ökumenisch orientiert.

Wir sind offen für die Gemeinschaft aller Christinnen und Christen, auch am Tisch des Herrn:

Mit der Anglikanischen Kirchengemeinschaft stehen wir seit 1931 in voller kirchlicher Gemeinschaft („Bonner Vereinbarung“/“Bonn Agreement“), mit der Unabhängigen Philippinischen Kirche, der Lusitanischen Kirche von Portugal sowie der Reformierten Episcopalkirche Spaniens seit 1965 und mit der Lutherischen Kirche von Schweden seit 2017.