Bischof Professor Dr. Wiktor Wysoczański (1939-2023) – Ehrendoktor der Universität Bern – verstorben

Der polnisch-katholische Bischof Prof. Dr. theol. habil. Dr. h. c. Wiktor Wysoczański starb am 27. April 2023 nach schwerer Krankheit im Alter von 84 Jahren in Warschau.

Wiktor Wysoczański wurde am 24. März 1939 in Wysocko Wyżne in der heutigen Ukraine geboren. Von 1960 bis 1964 studierte er in Warschau an der Christlichen Theologischen Akademie in Warschau (Chrześcijáńska Akedemia Teologiczna Warszawa, ChAT) Theologie und schloss mit einem Magister ab. Am 2. Februar 1963 wurde er zum Priester geweiht. Neben verschiedenen Verpflichtungen in der Kirche arbeitete Wiktor Wysoczański seit 1967 an der Christlichen Theologischen Akademie in Warschau, der wissenschaftlichen Ausbildungsstätte, an der Personen verschiedener Kirchen ausser der römisch-katholischen Kirche Theologie studieren und lehren.

Mit einem Stipendium der Christkatholischen Kirche der Schweiz verbrachte er das Wintersemester 1971 und Sommersemester 1972 an der Christkatholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bern und setzte hier seine Studien fort. 1982 promovierte er mit einer historischen Aufarbeitung der Entstehung der Polnisch-Katholischen Kirche in den USA, ihrer Entwicklung und ihrer Beziehung zur Utrechter Union (1897-1944), drei Jahre später habilitierte er in Warschau mit einer Arbeit über die Polnisch-Katholische Kirche in Polen (1944-1975). Mehrere seiner insgesamt etwa 150 wissenschaftlichen Beiträge sind in deutscher Sprache in der in Bern herausgegebenen Internationalen Kirchlichen Zeitschrift (IKZ) erschienen, deren langjähriger Mitherausgeber er bis zu seinem Tod war.

Seit 1990 lehrte Wiktor Wysoczański als Professor Altkatholizismus, Kirchenrecht und Staatskirchenrecht. Als solcher veranlasste er die Übersetzung des Standardwerks von Urs Küry über «Die Altkatholische Kirche» (31982) ins Polnische (1996). Urs Küry, Professor an der Christkatholisch-Theologischen Fakultät und christkatholischer Bischof, und andere christkatholische Pfarrer und Theologen kannte er sehr gut infolge seines Studienaufenthalts in Bern. Mit der Übersetzung des „Küry“ wollte Prof. Wysoczański zwischen dem deutschsprachigen und dem polnischen Altkatholizismus vermitteln.

Von 1990 bis 1996 sowie von 2002 bis 2008 war Prof. Wysoczański Rektor und anschliessend Prorektor der Christlichen Theologischen Akademie in Warschau. Im Oktober 1994 schlossen die ChAT und die Christkatholisch-Theologische Fakultät der Universität Bern einen Vertrag über internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit ab, was dazu führte, dass bis etwa 2006 sehr regelmässig Studierende oder Doktorierende aus Polen für längere Studienaufenthalt nach Bern kamen. Der Vertrag besteht bis heute.

Bereits 1975 zum Bischof gewählt, empfing Wiktor Wysoczański am 5. Juni 1983 durch den Erzbischof von Utrecht, Marinus Kok, die Bischofsweihe in Warschau. Von 1985 bis 1995 war er Weihbischof (mit dem Recht der Nachfolge), seit 1995/96 als Nachfolger von Bischof Tadeusz Majewski Leitender Bischof der Polnisch-Katholischen Kirche. Er engagierte sich stark im theologischen Dialog zwischen altkatholischen und orthodoxen Kirchen, sowie mit der römisch-katholischen Kirche in Polen. Die engen Beziehungen zur Christkatholischen Kirche der Schweiz kamen darin zum Ausdruck, dass Bischof Wysoczański ein Bildungshaus in der Nähe von Warschau nach dem ersten christkatholischen Bischof Eduard Herzog benannte. Im Jahr 1999 empfing er auf Antrag der Christkatholisch-Theologischen Fakultät einen Ehrendoktor der Universität Bern.

Möge Wiktor Wysoczański ruhen in Frieden! Wir trauern mit der Polnisch-Katholischen Kirche und mit der ChAT um den Verlust ihres langjährigen Leitenden Bischofs und Professors Wiktor Wysoczański!

Prof. Dr. Angela Berlis
Direktorin des Instituts für Christkatholische Theologie


Bischof Wiktor Wysoczański (links) mit anderen altkatholischen Bischöfen.

Der Trauergottesdienst für Bischof Wiktor findet am Dienstag, den 9. Mai 2023 in der polnisch-katholischen Kathedrale in Warschau statt. Die Trauerfeierlichkeiten beginnen um 12 Uhr.

Für etwaige Fragen ist der bisherige Generalvikar Pfr. Andrzej Gontarek zuständig, der auch bis zur Wahlsynode der vom polnisch-katholischen Synodalrat ernannte Bistumsverweser ist.