Neujahrswünsche 2022

Liebe Christkatholikinnen,
liebe Christkatholiken

Erneut neigt sich ein aussergewöhnliches Jahr seinem Ende zu. Ein Jahr, in dem wieder etwas Normalität in unser Leben einkehrte, das aber immer noch von einem Wechselbad der Gefühle gekennzeichnet war: von Zuversicht und Hoffnung, aber auch von Rückschlägen und unerwarteten Entwicklungen.

Wir benötigen auch in den kommenden Monaten Geduld und Beharrlichkeit, um das Corona-Virus weiter einzudämmen.

Viele unserer Mitmenschen haben Mühe mit den Ereignissen, die ausserhalb des Alltäglichen liegen, und können diese nur schwer einordnen oder akzeptieren. Viele Leute leiden unter dem «Corona-Blues». Aber eigentlich ist der Blues eine freundliche, melodiöse Musik, manchmal auch anklagend, fordernd. Aber Blues-Musik ist immer auch voller Hoffnung und spendet Zuversicht. Darum können wir doch zufrieden sein, dass uns in dieser Zeit Momente geboten werden, um sich hie und da wieder auf die wesentlichen Dinge im Leben zu besinnen. Und ein weiterer angenehmer Nebeneffekt ist, dass uns zusätzlich die Möglichkeit geboten wird, die viel gepriesene Solidarität unseren Mitmenschen gegenüber neu zu überdenken und auszuleben.

Das soll unser Wunsch und unsere Hoffnung sein, in der Kirche wie auch im bürgerlichen Leben. Wir wollen uns aber bewusst sein, dass Hoffnung nicht einfach das Gleiche ist wie Optimismus, Glaube oder Wunschdenken. Es ist die positive, innere Ausrichtung, dazu kommt der Glaube, dass ich etwas dazu beitragen kann, damit das Realität wird. Hoffnung hat auch mit Gemeinschaft zu tun, denn Kirche sein bedeutet Gemeinschaft. Und für unsere Kirche habe ich persönlich noch viel Hoffnung.

Zusammen mit Bischof, Synodalrat und allen Menschen in der ganzen Kirche, wollen wir unsere Wünsche aufrechterhalten und unsere Gemeinschaft fördern. Das wird uns gelingen mit gelebter Gemeinsamkeit, geduldiger Einordnung der Gegebenheiten und – vielleicht – auch vereinzeltem Entsagen allzu persönlicher Vorstellungen. Wir können Erfahrungen aus der Vergangenheit nutzen und daraus Erkenntnisse für die Zukunft gewinnen. Unsere Kirche braucht nun einmal stetiges, vorwärts gerichtetes Denken, denn daraus entstehen neue Ideen.

Eine echte Chance dazu bietet uns die Wanderausstellung «unterwegs» und – für unsere Coreligionnaires Catholiques-Chrétiennes – «en route». Wir feiern damit das 150-jährige Bestehen unserer Christkatholischen Kirche. Gerade die Wanderausstellung, in allen Christkatholischen Kirchgemeinden in der ganzen Schweiz, zeigt unsere traditionellen Werte auf. Sie soll uns dazu motivieren, nicht nur in unserer Geschichte zu verharren, sondern zugleich auch die Zukunft einzuläuten. Mehr dazu unter https://www.christkatholisch-unterwegs.ch/.

Mit der Wanderausstellung einhergehen soll auch der Wunsch, unsere hausgemachten Probleme (wenn es denn wirkliche Probleme sind) möglichst einzuordnen, zu entkrampfen, intern und in gemeinsamer Arbeit, unter Zuhilfenahme der Erkenntnis «vielleicht haben wir doch nicht immer Recht». Es geht nicht immer nur darum, wie viele Beitritte wir haben, sondern dass wir für unsere Kirche und die Menschen Gutes tun, sie in allen Lebenslagen begleiten und unterstützen. Ein gangbarer Weg und bestimmt ein hilfreicher dazu scheint mir eine Regionalisierung der einzelnen Kirchgemeinden und eine Förderung der Zusammenarbeit unter den Kirchgemeinden. Denn damit können wir in der Öffentlichkeit einheitlicher, bemerkenswerter auftreten. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir dem Schutz der Menschen, die zu uns kommen, uneingeschränkt verpflichtet sind. Wir alle sind verantwortlich für unsere Gemeinschaft. Rücksicht ist ein Akt der Liebe, auch und besonders an Weihnachten, dem Fest der Liebe.

Für die bevorstehende Weihnachtszeit wünsche ich Ihnen viel Musse, Besinnlichkeit und Freude und für das Jahr 2022 das Allerbeste- und vor allem: gute Gesundheit. Herzlich grüsst Sie

Manuela Petraglio
Synodalratspräsidentin

Beitragsbild: Alexandra Koch, pixabay