Meldungen des Schweizerischen Rats der Religionen

Medienmitteilung

Niemand hat ein Recht andere anzustecken

Der Schweizerische Rat der Religionen (SCR) hat sich an seiner Sitzung vom 9. Sep­tember 2021 in Spiez mit der Frage der Impfung gegen das Corona-Virus befasst. Die steigenden Zahlen von Corona-Infektionen und Hospitalisationen deuten auf eine nächste Welle der Pandemie hin. Die Mitgliedskirchen und Religionsgemeinschaften des SCR sehen diese Entwicklungen mit Besorgnis und wollen weiterhin zur Ein­dämmung der Pandemie beitragen und sich für wirksame Schutzmassnahmen bei ihren eigenen Mitgliedern einsetzen.

Die Corona-Pandemie kennt keine Grenzen. Im Kampf gegen das Virus hilft die Solidarität unter und zwischen Menschen. Um die Pandemie zu besiegen, sollte jeder von uns die Verantwortung dafür übernehmen, seinen Beitrag zu leisten, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, indem wir zusammenarbeiten und uns mit denjenigen solidarisch zeigen, die über geringere Mittel verfügen und daher ver­wundbarer sind. Deshalb fühlt sich der Schweizerische Rat der Religionen in dieser kritischen Situation verpflichtet, seinen Mitgliedern zu empfehlen, sich gegen das Corana-Virus impfen zu lassen (sofern keine medizinischen Grün­de dagegen spre­chen).

Ziele der Coranavirus-Impfung sind:

  1. Schwere Krankheitsverläufe und die Todesfälle reduzieren.
  2. Die Gesundheitsversorgung der Gesellschaft sicherstellen.
  3. Die negativen gesundheitlichen, psychischen, sowie sozialen Auswirkungen der Corona-Pandemie reduzieren.

Impfen lässt sich mit unserem Glauben und Religionen vereinbaren. In den Moral­lehren der abra­hamitischen Religionen gibt es keine Grundlage für die Ablehnung von Impfvor­schriften aus religiösen Gründen. Der Glaube steht für die Erhaltung der Gesundheit des Menschen, für die Achtung des Gemeinwohls, auch wenn die Rechte des Einzelnen immer respektiert werden sollten. Vorrang hat aber stets die Nächsten­liebe. Schliesslich sollte jeder nicht nur für seine eigene Ge­sundheit Verantwortung tragen, sondern auch für seine eigene Umgebung und die der Mitmenschen.

SCR
12. September 2021


Medienmitteilung

Auf die Not der afghanischen Flüchtlinge reagieren

Der Schweizerische Rat der Religionen SCR bringt seine tiefe Besorgnis über die politischen Auseinandersetzungen, die sich in der letzten Zeit auf Afghanistan kon­zentrieren, zum Aus­druck. Die Evakuierungsflüge aus Kabul sind fast beendet. Eine grössere humanitäre Krise hat gerade erst begonnen. Die Evakuierungsbemühungen haben zweifellos Zehntausende von Menschenleben gerettet, doch die Flucht eines Menschen aus seinem Heimatland bringt ein erschütterndes Gefühl des Verlustes mit sich. Die Szenen, die sich in den letzten Tagen auf dem Flughafen von Kabul abgespielt haben, haben angesichts der Angst und Verzweiflung Tausender Afghanen weltweit grosse Anteilnahme hervorgerufen. Doch wenn diese Bilder von unseren Bildschirmen verschwunden sind, sind immer noch Millionen von Flüchtlingen auf dem Weg in die Nachbarländer Afghanistans, in die europäischen Länder und in die USA.

Angesichts dieser dringenden Not ist es der falsche Zeitpunkt, nach Schuldigen zu suchen, die für die Entstehung der gesamten Afghanistan-Krise mitverantwortlich sind. Vielmehr geht es jetzt darum, konkrete Schritte zu unternehmen, um diese Not zu lindern. Mit diesem Aufruf bringt der Schweizerische Rat der Religionen seine Solidarität mit den Menschen in Afghanis­tan zum Ausdruck und fordert vor allem von den am Einsatz in Afghanistan beteiligten Staaten ein entschiedenes Eintreten für die universelle Gültigkeit der Menschenrechte. Der SCR fordert daher alle Regierungen auf, auf diese Notlage mit Menschlichkeit zu reagieren, schnelle Hilfe und Ausreise zu ermöglichen und Asyl zu gewähren. Mit Genugtuung ist zu erwähnen, dass der Schweizer Bundesrat rechtzeitig auf die Krise in Afghanistan reagiert und humanitäre Hilfe für die leidgeprüfte Bevölkerung zur Verfügung gestellt hat. Darüber hinaus sollte der Bundesrat aber insbesondere politisch gefährdeten Afghanen sowie allein reisenden Frauen und Mädchen ein unkompliziertes Aufenthaltsrecht in der Schweiz gewähren, eine Tradition, die in unserem Land eine lange und bewährte Geschichte hat.

„Wir dürfen uns nicht abwenden,“ sagt der Vorsitzende des SCR, Bischof Dr. Harald Rein, „Millionen von Afghanen, darunter viele Frauen, ältere Menschen und Kinder, sind unver­schuldet in eine Situation geraten, die sich immer mehr zur einer der grössten humanitären Krise der jüngeren Geschichte entwickelt. Deshalb sollten wir alle, unabhängig von unseren religiösen und kulturellen Zugehörigkeiten, unsere gemeinsamen Anstrengungen verstärken, um das Leid zu lindern.

Der Schweizerische Rat der Religionen hat bereits am 7. November 2018 zur interreligiösen Erklärung zur Flüchtlingsfrage Stellung bezogen und dazu zwei Dokumente „Gegenüber ist immer ein Mensch“ und 5 Appelle zum Schutz von Flüchtlingen „Wir sind uns einig“ veröffent­licht.

Hier der Link dazu:

https://www.ratderreligionen.ch/wp-content/uploads/Interreligi%C3%B6se-Erkl%C3%A4rung-zu-Fl%C3%BCchtlingsfragen_DE.pdf


Medienmitteilung

Aufnahme der Freikirchen in den Schweizerischen Rat der Religionen

An seiner Sommerklausur vom 9. September 2021 in Spiez hat der Schweizerische Rat der Religionen (SCR) einstimmig beschlossen, die Evangelischen Freikirchen der Schweiz als volles Mitglied aufzunehmen. Die SEA (Schweizerische Evangelische Allianz), der RES (réseau évangelique suisse) und der Dachverband der Freikirchen werden durch Jean-Luc Ziehli vertreten. Mit dieser Erweiterung werden der inter­religiöse Dialog und die Förderung des religiösen Friedens in der Schweiz gestärkt.

Der Beschluss vom 9. September 2021 ist das Ergebnis eines Prozesses, in dem der Dialog zwischen den Evangelischen Freikirchen der Schweiz und den anderen Religionsgemeinschaften weiterentwickelt wurde. Herr Jean-Luc Ziehli konnte bereits als Gast an den SCR-Sitzungen teilnehmen. Diese Phase ermöglichte es SEA-RES-Freikirch.ch schliesslich, eine klare Po­sition zum interreligiösen Dialog festzulegen.

Der Schweizerische Rat der Religionen (SCR) setzt sich zusammen aus leitenden Per­sönlichkeiten der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), des Rates der Evangelisch-reformierten Kirche der Schweiz, der Christkatholischen Kirche der Schweiz (CKS), der Metropolie der Schweiz (Ökumenisches Patriarchat), des Schweizerischen Israeliti­schen Gemeindebundes (SIG), der Föderation der Islamischen Dachverbände in der Schweiz (FIDS), der Koordination Islamischer Organisationen in der Schweiz (KIOS), und nun auch der Freikirchen (SEA-RES-Freikirchen).

SCR
12.September 2021