Ein Säckchen Glück

St. Nikolaus aus Altstätten SG

Ich bin der St. Nikolaus aus Altstätten und der Namenspatron der dortigen Pfarrkirche. In wenigen Tagen werden meine Namensvettern wieder die Kinder besuchen – vielleicht. Denn so unmaskiert, wie Sie mich auf dem Bild oben sehen, ist das natürlich nicht möglich. Aber selbst mit Bart sind die Besuche in Frage gestellt. Um sicher zu gehen, müsste ich sozusagen doppelt maskiert zu den Kindern gehen. Für mich unvorstellbar. Doch mit Traditionen ist es ja so eine Sache. Nur jene, die flexibel auf situative Gegebenheiten zu reagieren wissen, werden Bestand haben. Und da hilft vielleicht ein Blick ins Legendenbuch und meine Geschichte.

Wenn ich mich recht erinnern kann – und sonst steht es ja irgendwo geschrieben –, dann habe ich damals in Myra keine Kinder besucht. Diesen ging es nämlich schlecht, sie sollten verkauft werden. Die Eltern hätten mich kaum zu ihnen gelassen. Und so habe ich mein Geschenk einfach durchs offene Fenster geworfen. Nicht wirklich elegant, aber durchaus zweckmässig. Den Kindern bzw. ihren Eltern war geholfen.

Vielleicht braucht es in diesen Zeiten kreative Ansätze. Der St. Nikolaus kommt ans Fenster. Man winkt sich zu, Nikolaus lege das Säckchen mit einem Brief an die Kinder vor die Türe. Die Kinder holen es und winken dem St. Nikolaus zum Abschied. Allein damit ist meine wichtigste Aufgabe schon erfüllt. In unsicheren, vielleicht sogar angstvollen Zeiten braucht es keine Ermahnungen für die Kinder, sondern schlicht einen Glücksmoment.

St. Nikolaus