Die Stadtkirche St. Martin ist das Zentrum der Kirchgemeinde in Olten. Hier feiert die Gemeinde ihre Gottesdienste im Herzen der Stadt.
Das im Jahre 1813 geweihte klassizistische Baudenkmal mitten in der Stadt dient nicht nur der Kirchgemeinde selbst, sondern bietet auch Raum für ökumenische Gebetsstunden, Anlässe und Begegnungen, Gottesdienste anderer Konfessionen und Konzerte.
In den Jahren 2016 bis 2018 wurde die Kirche umfassend innen und aussen renoviert. In einem feierlichen Gottesdient weihte Bischof Harald Rein am 8. September 2018 den neu gestalteten Altar, und die Kirche wurde wieder ihrer Bestimmung als Ort der Besinnung und der Feier des Gottesdienstes zugeführt.
Die Stadtkirche St. Martin in Olten wurde erbaut in den Jahren 1806 bis 1813 durch Blasius Baldischwiler
1781 | Erste Notiz über die Absicht eine neue Kirche zu bauen |
1803 | im April: Der Erbauer der Holzbrücke, Baumeister Blasius Baldischwiler von Laufenburg legt der vom Stadtgericht (= Gemeinderat) gewählten Baukommission einen Entwurf vor: steinerner Turm auf dem Chor. Die Kommission entscheidet sich für einen hölzernen Turm auf dem Chor. Der Entwurf von Blasius Baldischwiler basiert wahrscheinlich auf Plänen von Johann Jakob Purtschert. Die Stadtkirche Olten ist damit das letzte Beispiel des sogenannten Vorarlberger Raumschemas in der Schweiz. |
1805 | 17. Februar: Einstimmiger Beschluss der Gemeindeversammlung zum Neubau; 64 Stimmen sind für den heutigen Standort, 4 Stimmen für den alten Platz beim Stadtturm. |
1806 | im Januar, Baubeginn. 3. Mai, neuer Entwurf Baldischwilers: zwei hölzerne, den Chor flankierende Türme, Voranschlag 50 000 Franken. Im August Grundsteinlegung: ”…unter…Herrn Xaver (Neveu), Fürstbischof zu Basel … Philipp Glutz, Probst, nebst den … Chorherren zu Schönenwerd, Kollatur- und Zehntherren dieser Pfarrei …Philipp Bürgi (von Olten), Pfarrer (1784-1809), … wie auch zu der Zeit, da der Stadt und Landesregierung vorstanden … Heinrich Daniel Grimm von Wartenfels von Solothurn, Amtschultheiss; Peter Jakob Glutz von Solothurn, alt-Schultheiss, da dem löblichen Oberamt Olten vorstanden … Johann Baptist Frei von Olten, des Grossen Rats als Oberamtmann und Herr Johann Frei, des Grossen Rats, als Amtsstatthalter …, und da der Stadtgemeinde Olten als Gerichtssässen vorstanden … Franz Meier als Ammann…” Um die Kirche an dieser Stelle bauen zu können, musste zuerst die daselbst stehende Kreuzkapelle abgerissen werden. Das bischöfliche Ordinariat gestattete diesen Abbruch unter der Bedingung, dass der östliche Seitanaltar dem Hl. Kreuz geweiht werde (Medaillon: St. Agatha). Einwohnerzahl der Stadt Olten: 165 Bürger, 34 Hintersässen, 112 mannbare Söhne: Total 311 Männer; 216 Frauen und Witfrauen, 166 mannbare Töchter: Total 382 Frauen; 339 Kinder; Total 1032 Einwohner. |
1807 | Das Kirchengebäude wird eingedeckt, dann Stillstand. |
1809 | Die Türme (Holz, mit Blech verkleidet) werden aufgeführt, die von Kantonsbaumeister Aubert Parant im Stil des französischen Klassizismus entworfene Fassade vollendet. |
1811 | bis 1814 Ausführung der Gipser- und Stuckarbeiten mit den traditionellen Stuckmotiven (vgl. Willisau 1804-10; Pfaffnau 1808-11). |
1812 | Freskogemälde an der Decke nach Vorlagen von Raffael (Stanzen des Vatikans) und Leonardo da Vinci (Abendmahl über dem Chor), gemalt vom Berner Maler Josef Volmar und dem Willisauer Kirchenmaler Xaver Hecht. Für die Türme wurden 325 Eichen verbraucht, für das ganze Gebäude 1989 Bäume. Viel Fronarbeit, auch von den Dörfern der Umgebung; trotzdem Budgetüberschreitung: Gesamtkosten Fr. 102 000.–Erste Bestattung auf dem neuen Friedhof neben der Kirche (Munzingerplatz) |
1813 | 26. September, provisorische Einsegnung der Kirche durch Provikar Urs Jakob Tschan. Stiftungen: Taufstein vom Rössliwirt in Trimbach, Kanzel und Seitenaltar links (Maria übergibt dem hl. Dominicus den Rosenkranz) von der Familie Wallier aus dem Fonds der Ecce-homo-Kapelle (Aarauerstrasse) (Medaillon: St. Katharina v. Alexandrien). Hauptaltar von der Solothurner Regierung (stellvertretend für das Stift St. Leodegar in Schönenwerd) |
1821 | Orgel vollendet, neue Orgel 1879 von Kuhn in Männedorf. |
1836 | 11. September: Konsekration der Kirche durch Josef Anton Salzmann, Bischof von Basel |
1845 | Sebastian Gutzwiller von Basel malt das von Martin Disteli (+1844) entworfene und von Katharina Schenker-Büttiker (+1842) gestiftete Hochaltarbild (Jüngstes Gericht) (Medaillon: St. Martin als Bischof). |
1872 | 1. Dezember: Oltner Tag als Reaktion auf die Papstdogmen des I. Vatikanischen Konzils mit dem deutschen Theologen und späteren christkatholischen Bischof in Deutschland, J. H. Reinkens. |
22. Dezember: Als Folge des Oltner Tags werden christkatholische Kirchgemeinden gegründet. | |
1900 | 13. Dezember, Auskauf des römisch-katholischen Anteils an der Kirche. |
1964 | Neues Geläute von Rüetschi mit einer alten und drei neuen Glocken. |
1973 | bis 1974 mit Hilfe von Bund und Kanton restauriert und unter Bundesschutz gestellt. |
2010 | Juni: Die Kirchgemeinde spricht einen Projektierungskredit im Hinblick auf eine künftige Renovation der Stadtkirche |
2013 | 18. Juni: Die Kirchgemeinde beschliesst im Grundsatz, dass die Stadtkirche renoviert werden soll. |
2015 | 23. September: Die Kirchgemeindeversammlung überweist einen Verpflichtungskredit von 6.56 Millionen Franken für die Renovation der Stadtkirche |
2015 | 15. November: Die Kirchgemeinde sagt in einer Urnenabstimmung Ja zu einem Kredit von 5,7612 Millionen Franken für die Renovation. |
2016 | 23. Oktober: Letzter Gottesdienst in der Stadtkirche. Das Gotteshaus wird für rund anderhalb Jahre für die Renovation geschlossen. |
2018 | 8. September: Nach einer rund zwei Jahre dauernden, gründlichen Aussen- und Innenrenovation zieht die Gemeinde wieder in der Kirche ein. Bischof Harald Rein weiht den neuen Altar. |
Sebastian Gutzwiller von Basel malte 1845 das von Martin Disteli (+1844) entworfene und von Katharina Schenker-Büttiker (+1842) gestiftete Hochaltarbild (Jüngstes Gericht) mit St. Martin als Bischof im Medaillon.
Oben links ist auch Maria, die Mutter Jesu, in einem bescheidenen blauen Kleid dargestellt.
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In der 1806–1813 erbauten, neuen Stadtkirche St. Martin errichtete 1820–1821 der Elsässer Valentin Rinkenbach eine erste Orgel mit 35 klingenden Registern auf drei Manualen und Pedal.
Dieses stark von klassisch-französischen Prinzipien geprägte Instrument wurde 1879–1880 ersetzt durch die bestehende Orgel von Johann Nepomuk Kuhn (1827–1888), dem Gründer der noch existierenden Firma in Männedorf. Da sich damals die Deutschschweiz sehr stark an Deutschland orientierte, wurde die neue Orgel ganz im Stil der deutschen Orgelromantik erbaut. Zur Windverteilung wurde das System der Kegellade gewählt, bei der jede Pfeife ihr eigenes Ventil hat. Die Übertragung der Tastenbewegung zu den Pfeifenventilen (Traktur) geschieht mechanisch durch ein ausgeklügeltes System von Hebeln, Wellen und Zugruten (Abstrakten). Für das erste Manual ist eine sogenannte Barkermaschine eingebaut, deren Bälge die Mechanik ziehen und damit das Spiel wesentlich erleichtern, ohne jedoch den Kontakt von der Taste zum Ventil ganz zu unterbrechen, wie dies bei den späteren pneumatischen und elektrischen Trakturen der Fall ist.
Das Gehäuse mit der Fassade aus Eichenholz verfertigten im Auftrag Kuhns die Altarbauer Gebrüder Franz und August Müller in Wil SG.
1902, 1922 und 1946 wurden an der Orgel einzelne Register dem jeweiligen Zeitgeschmack entsprechend ausgetauscht. Glücklicherweise unterblieben schwerwiegende Eingriffe, so dass diese Veränderungen bei der Restaurierung 1983 durch Orgelbau Felsberg AG wieder rückgängig gemacht werden konnten. Das zusätzliche Register Voix céleste von 1902 blieb als stilistisch passende Bereicherung bestehen.
Orgeln dieses Typs baute man nur in der kurzen Zeitspanne zwischen etwa 1860 und 1890. Die meisten davon wurden später auf pneumatische oder elektrische Traktur umgebaut und/oder nach 1945 im Zuge der Rückbesinnung auf das (vermeintliche) barocke Orgelideal abgebrochen. So ist die Oltner Nepomuk-Kuhn-Orgel zu einer Rarität geworden, nicht nur zu einem künstlerischen, sondern auch zu technischen Denkmal aus der Frühzeit der Industrialisierung. Nur hier hat sich die ganze uhttps://2018.christkatholisch.ch/wp-content/uploads/2017/12/KGRO-Stadtkirche-Flyer_Orgel_2016.pdfrsprüngliche Mechanik einer dreimanualigen Orgel jener Zeit erhalten. Der weiche, grundtönige und doch kräftige Klang und der grosse Reichtum an streichenden und Flötenregistern entsprechen dem Klangideal der Epoche von Liszt, Brahms, Rheinberger und dem jungen Reger.
Die Chororgel von Jan de Gier, Uhwiesen, wurde der Kirchgemeinde 2004 von Elsa Frei, Starrkirch-Wil, geschenkt.
H.-R. Binz, 2009
Die vier Glocken der christkatholischen Stadtkirche St. Martin in Olten wurden am 29. August 1964 durch Bischof Urs Küry gesegnet und durch Schulkinder des Hübelischulhauses in den rechten Turm aufgezogen.
Das Geläute wurde auf diesen Termin neu zusammengestellt mit drei neuen Glocken und einer älteren aus dem früheren Geläute der Stadtkirche.
Die drei neuen Glocken tragen die Aufschrift „Christkatholische Kirchgemeinde Olten“ und mit der Angabe über die Giesserei und das Gussjahr – Glockengiesserei Rüetschi Aarau 1964 – die Siegelsprüche der Bischöfe der christkatholischen Kirche der Schweiz.
Die grösste Glocke (F, rund eine Tonne schwer und 1,2 m hoch) erinnert mit den Worten „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2. Korinther 3, 17) an den ersten Bischof der christkatholischen Kirche, Eduard Herzog (1876–1924).
Die zweite Glocke (As, 600 kg schwer und 1 m hoch) trägt den Wahlspruch des zweiten Bischofs, Adolf Küry (1924–1955): „Lasset uns Gutes tun und nicht ermüden“ (Galater 6, 9).
Die dritte neue Glocke (B, 450 kg schwer, 90 cm hoch), gestiftet von Karl und Ida Fässli-Nünlist, soll mit ihrem Klang die Aufforderung von Bischof Urs Küry (1955– 1972) lebendig erhalten: „Lasset uns die Wahrheit bekennen in Liebe“ (Epheser 4, 15).
Die vierte der Glocken (Des) ist eine ältere. Sie ist die kleinste des heutigen Geläutes und wurde im Jahre 1857 in Aarau gegossen. Sie trägt die Aufschrift „Allein Gott in der Höh’ sein Ehr’“.
Der damalige Pfarrer der Gemeinde, Franz Ackermann, schrieb zur Segnung und zum Aufzug der Glocken in den Turm: „Beim Schalle dieser Glocken möchten die Glieder der christlichen Gemeinde Sehnsucht empfinden nach dem Hause Gottes, das erbittet der Bischof in einem der Weihegebete. Und das erbitten auch wir, dass möglichst viele nicht aufhören, durch die Tore des Gotteshauses einzutreten mit Dank und mit Lobgesang, um sich dem Worte Gottes aufzuschliessen, ob seiner Gnade fröhlich zu werden und in Demut und Vertrauen alle ihre Anliegen miteinander und füreinander vor Sein heiliges Angesicht zu bringen.“