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Franziskanerkirche Solothurn – Geschichte der Kirche

Solothurn Kirche Aussenansicht

Im Jahre 1280 gründeten Franziskanermönche (Barfüsser) in Solothurn eine Niederlassung.
Die erste Franziskanerkirche wurde 1299 eingeweiht. Nach einem Brand 1426 wurde die Kirche als eine spätgotische Bettelordenskirche wieder aufgebaut. Überreste aus dieser Epoche sind in der Form der Chorfenster noch erkennbar.
Während der Reformation war das Kloster verwaist und der Berner Reformator Berchthold Haller predigte in der Franziskanerkirche. 1546 zogen wieder Mönche ins Kloster ein. Während der Ambassadorenzeit wurde die Kirche zur „Hofkirche“ des französischen Gesandte und wurde in der Folge mit barocken Altären geschmückt. Einen Eindruck der damaligen Ausstattung vermittelt die heute noch gut erhaltene Taufkapelle. Der Hochaltar erhielt ein neues Altarbild (Mariä Himmelfahrt), gestiftet vom Sonnenkönig, Louis XIV.
1823/25 wurde die Kirche im klassizistischen Stil umgestaltet. Dieses Erscheinungsbild prägt die Kirche bis heute.
In der Zeit des Kulturkampfes fällt die Kirche an den Staat, nachdem das Kloster aufgehoben worden war.

Die christkatholische Kirche

1876 hält in der leerstehenden Kirche Prof. Joseph Meier erste christkatholische Gottesdienste. Nach langwierigen Verhandlungen kann die christkatholische Kirchgemeinde 1896 die Franziskanerkirche für 20 000 Franken vom Staat erwerben.
1957 konnte eine neue Metzler-Orgel eingebaut werden, die heute in den Gottesdiensten und in Orgelkonzerten erklingt.

Heute

Vor wenigen Jahren wurde die Kirche umfassend renoviert. Vor dem Chorgitter entstand ein Zelebrationsaltar. Die ganze moderne Ausstattung / künstlerische Ausstattung wurde von den beiden Kunstschaffenden Jörg Mollet und Adelheid Hanselmann gestaltet.
Eine ausführliche Beschreibung der Baugeschichte der Franziskanerkirche finden Sie im Kunstführer oder im Buch „Die Franziskanerkirche und das Franziskanerkloster in Solothurn“ von Daniel Schneller, die beide im Schriftenstand der Kirche aufliegen.

Die zeitgenössische künstlerische Ausstattung der Franziskanerkirche

1299 vom Franziskanerorden gegründet, wurde die Kirche nach einem Brand im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts im gotischen Stil wieder aufgebaut. Mit dem Abbruch des Lettners beim Umbau im Geiste des Klasszizsmus in den Jahren 1823 bis 1826 wurde die ursprüngliche Zweiräumigkeit der ehemaligen Klosterkirche aufgegeben. Der Lettner hatte zuvor den Bereich der Mönche im Chor von jenem der Laien im Langhaus getrennt. Fortan fanden die liturgischen Handlungen des Gemeindegottesdienstes am Hochaltar in der Chorapsis statt, in erheblicher Distanz zur Gemeinde im Langhaus. Dem Bedürfnis nach grösserer Nähe zwischen Zelebranten und Gemeinde sollte im Zuge der baulichen Gesamtrenovation mit der Schaffung eines neuen Altarraumes in der Zone des einstigen Lettners entsprochen werden.

Ein neuer Altarraum entsteht

Als sich während der Restaurierungsarbeiten abzuzeichnen begann, dass die Bauabrechnung günstiger werden würde als veranschlagt, konnten der Architekt Martin Stauffer, Basel, und die Restaurierungskommission die Kirchgemeinde überzeugen, das Geld nicht einzusparen – was bei der starken finanziellen Belastung der kleinen Gemeinde verständlich gewesen wäre – sondern für die künstlerische Ausstattung eines neuen Altarraumes auf einem neu zu schaffenden Altarpodest bereitzustellen. Nur eine zeitgenössische künstlerische Gestaltung des neuen Altarraumes kam in Betracht – keine historisierende -, womit man den Geist, in welchem die bauliche Restaurierung der Kirche betrieben worden war, konsequent weiterführte. Die Kirche wurde ja nicht in ihren Urzustand zurückgeführt, sondern die mannigfaltigen Veränderungen, welche die Kirche im Laufe ihres Bestehens erfahren hatte, wurden als lebendige Geschichte respektiert.

CANTUS FIRMUS

Dass das Projekt CANTUS FIRMUS von Adelheid Hanselmann, Zürich und Jörg Mollet, Solothurn zur Ausführung kam, ist nicht nur seinen ästhetischen Qualitäten zuzuschreiben, sondern in gleichem Masse der spirituellen Durchdringung und gedanklichen Schlüssigkeit, welche der Ausstattung einen tieferen Sinn zu geben vermochte. Zudem wurde in ihrem Projekt der Gemeinderaum in die Altarraumgestaltung miteinbezogen mittels der zwölf zwischen den Säulen aufgespannten „Segel“, d.h. aus japanischen Shoji-Papieren aufgebauten und mit zahlreichen Acryllasuren bearbeiteten Lichtmembranen, die sich je nach Durch- oder Auflicht verändern. Aufgereiht wie die Noten gregorianischer Gesänge – daher der Name CANTUS FIRMUS – tragen sie den Sonnengesang des heiligen Franziskus von Assisi, welcher Struktur und Hintergrund des Ausstattungsprogrammes bildet, in den Raum hinein. Die Altarmöblierung, in Blau gehalten in Anspielung an den bedeutenden Franziskus-Zyklus von Giotto in der Kirche San Francesco in Assisi, ist durch ihre Proportionen sowie ihre inhaltliche Einbindung in das Gesamtprogramm (z.B. Darstellung der Todesstrophe im Karfreitagbild im Altarvorsatz) in einen sinnvollen und sinnlich erlebbaren Zusammenhang zum Bildteil der Ausstattung gebracht worden. Die vielen Bezüge und Entsprechungen innerhalb des Projektes haben letztlich den Sinn, den Geist des Kirchgängers über das Materielle hinaus zum Immateriellen zu transzendieren. Ein Faltbulletin mit der ausführliche Beschreibung des CANTUS FIRMUS ist in der Kirche zu Franziskanern Solothurn zu beziehen. > Faltbulletin Webversion

Texte: Roswitha Schild

Geschichtliches und Kunsthistorisches zur Franziskanerkirche

  • S. Blank, S. Rutishauser: „Christkatholische Kirche zu Franziskanern, Solothurn“; Hrsg. von der Gesellschaft Schweiz. Kunstgeschichte GSK, Bern; 31 Seiten; (1998)
  • D. Schneller: „Die Franziskanerkirche und das Franziskanerkloster in Solothurn 1280-1992“; Separatdruck aus dem Jahrbuch für Solothurnische Geschichte, 66. Band, (1993); 188 Seiten.
  • Thomas Wallner in „Geschichte des Kantons Solothurn 1831-1914“. 4. Band, Teil 1, Seiten 452 ff.
  • „Christkatholisch“ (Die Christkatholische Kirche der Schweiz in Geschichte und Gegenwart); Hrsg. von der Christkatholisch Kirchgemeinde Solothurn; Benziger – Verlag (1978); 239 Seiten

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