Qualität statt Quantität

«Euer Leben soll von Liebe geprägt sein.» (Epheser 5,2)

In der gleichnamigen Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry sagt der kleine Prinz einmal über die Erwachsenen: «Die grossen Leute lieben nämlich Zahlen. Wenn ihr euch über einen neuen Freund unterhaltet, wollen sie nie das Wesentliche wissen. Sie fragen dich nie: Wie ist der Klang seiner Stimme? Welche Spiele liebt er am meisten? Oder: Sammelt er Schmetterlinge? Sie wollen lieber wissen: Wie alt ist er? Wie gross ist sein Haus, das er bewohnt? Oder: Wie viel verdient er? Erst dann werden sie glauben, ihn zu kennen. Und wenn ihr den grossen Leuten erzählt: Ich habe ein sehr schönes Haus mit roten Ziegeln gesehen, mit Geranien vor den Fenstern und lustigen Spatzen auf dem Dach – dann werden sie sich das Haus nicht vorstellen können. Aber wenn ihr ihnen sagt: Ich habe ein Haus gesehen, das zwei Millionen wert ist, dann kreischen sie gleich: Oh, wie schön!»

Je deutlicher etwas an der Oberfläche Gestalt annimmt, desto eher lässt es sich messen und zählen. Und mit dem Messen kommt gleich auch die Masse ins Spiel, und dann fangen die Menschen an zu kreischen und zu johlen, ob nun an Fussballspielen oder an der Börse, wenn sich die Nachrichten verdichten, dass irgendwo in der Welt neue Goldgruben gefunden wurden, die traumhafte Renditen versprechen.

Ist nicht Qualität mindestens genauso wichtig? Es lässt sich mit dem Ikonenmalen vergleichen: Die Grundierung mit Blattgold gibt den nachträglich aufgetragenen Farben erst ihren goldenen Schimmer. Das lässt die Farben dann aufleuchten und zeigt so ihr Wesen. Kann im Leben die Grundierung etwas anderes sein als die Liebe? Aber wie viele Erwachsene  – «grosse Leute» – begreifen das heute?

Simon Huber