«Auf Augenhöhe miteinander reden»

Blick in die gut besetzte Stadtkirche Olten am Muttertag 2019

Rund 200 Besucherinnen und Besucher wohnten dem Live-Gottesdienst bei. Foto: Kurt Schibler

Eine grosse Ehre widerfuhr der Christkatholischen Kirchgemeinde Region Olten: Am Muttertag war die Stadtkirche St. Martin in Olten Mittelpunkt der Ausstrahlung des Radio- und Fernsehgottesdienstes. Geleitet wurde der Gottesdienst von Pfarrer Kai Fehringer, assistiert von Diakon Patrick Zillig und Lektorin Brigitta Köhl. Organist Christoph Mauerhofer spielte die von ihm komponierte Cäcilienmesse, die Singgemeinschaft Chorenschmaus sang unter der Leitung von Franziska Scherer. Rund 200 Besucherinnen und Besucher waren erschienen. Bereits am Vorabend hatte die Crew von SRF die technischen Vorbereitungen für die Live-Übertragung getroffen.

Hirte und Schaf zugleich sein

Kai Fehringer stellte den Themenkreis Hirte und Schaf ins Zentrum seiner Predigt und erläuterte mit den Worten des Propheten Jeremia das Verhältnis der Schafe Gottes zu seinen Hirten. «Man kann Schaf sein und Hirte sein; der Mensch hat beide Rollen», hielt Fehringer fest. Hirte könne man sein, wenn man seine Verantwortung als Vater, Mutter, Chef oder Jugendgruppenleiter wahrnehme, und dies sei nicht so einfach: Menschen veränderten sich, wenn sie Macht ausübten. Viele würden dann beginnen, die anderen zu drangsalieren.

«Dabei könnte man auf Augenhöhe miteinander reden und mit einander umgehen. Wir können gleichzeitig Hirte und Schaf sein, denn wir alle stehen in der Hand Gottes», erklärte der Pfarrer. Der eigentliche Hirte, so Fehringer weiter, sei Gott, respektive Jesus. Wenn man sich dies vor Augen führe, könne man sich selber zurücknehmen und Schaf sein. «Die Kernbotschaft lautet: Wir alle können Schaf und Hirte zugleich sein, wenn wir uns bewusstwerden, dass wir uns in der Hand Gottes befinden», machte Fehringer deutlich. Der rund 50 Minuten dauernde Gottesdienst fand seinen Abschluss bei der gemeinsamen Kommunion.

Tradition und Moderne in einem

Nach dem Gottesdienst stand Kai Fehringer SRF-Moderatorin und Theologin Christine Stark Red und Antwort. Der Pfarrer hielt dabei fest, dass die christkatholische Kirche für ihn Tradition und Moderne gleichermassen widerspiegle und betonte das für ihn Sinnliche der christkatholischen Liturgie. Auf die Frage, weshalb immer weniger Menschen zur Kirche gehen, meinte er: «Die Identifikation mit der Kirche fehlt häufig, und die Leute wollen nicht für etwas bezahlen, womit sie sich nicht identifizieren können. Die Kirche muss einen normalen Umgang mit den Gläubigen pflegen, dann reguliert sich manches.»

Fehringer räumte ferner ein, dass in der Kirchenmusik auch Neuartiges wie Pop-Elemente Platz finden dürfen. «Sie können zwar bereichernd sein, aber sie sind oft auch gewöhnungsbedürftig und eine Geschmacksfrage.» Entsprechend sollten nicht zu viele Überraschungsmomente während eines Gottesdienstes auftauchen, «sonst wird die Messe zu einer Theater-Aufführung, und das wollen die Leute nicht. Aber unsere Kirchgemeinde ist offen für Anderes, Neues», hielt der Pfarrer abschliessend fest.

Von Beat Wyttenbach