Die vergangenen Kar- und Ostertage waren speziell

Liebe Kirchgemeindemitglieder, liebe Schwestern und Brüder,
für viele waren die vergangenen Kar- und Ostertage eine spezielle und zum Teil auch traurige Erfahrung, denn wir konnten diese besondere Woche im kirchlichen und familiären Leben nicht gemeinsam feiern. Die vertraute Gemeinschaft war nicht wie gewohnt möglich. Kirche als Ort der Begegnung, des Feierns und der Orientierung fürs eigene Leben hat spürbar gefehlt. Manche Gespräche am Telefon haben deutlich gezeigt, wie sehr diese Lücke schmerzt – und wie wichtig wir auch als Kirche füreinander sind.
Auch für mich als Pfarrer war es das erste Mal in meinem Leben, dass ich die Heilige Woche nicht in Gottesdiensten mit Gebeten, Stille, Musik und Liedern gefeiert habe. Das war auch für mich sehr einschneidend und hat meine Familie und mich sehr beschäftigt.
Auch die Seelsorge, die sonst mit persönlichen Begegnungen und menschlicher Nähe verbunden ist, konnte nur per Telefon geschehen. Immerhin, besser als nichts, aber trotzdem irgendwie ungewohnt und mühsamer und kein Ersatz für «richtige» Begegnung.
Abstand ist der neue Anstand. Das gilt weiterhin. Die verordnete Zeit der Distanz ist verlängert worden. Aus gutem Grund. Plausibel. Und doch mühsam. Je länger, desto mehr sehnen wir uns nach Nähe, nach normalen Begegnungen, nach dem gemeinsamen Kaffee oder Bier, nach dem Besuch bei Familie und Freunden, nach einem entspannten Einkauf und den Schwätzchen an der Kasse.
Und die Kinder? Sie möchten endlich wieder abmachen dürfen, zur Schule und zum Training gehen, die Pfadigruppe treffen, Kinderge-burtstag feiern, … Alle sehnen sich nach lebendiger Begegnung.
Ostern – das Fest der Auferstehung Jesu und des neuen Lebens für alle
Vor Ostern war auch Jesus allein, isoliert von den Seinen, verraten, ausgeliefert, verurteilt und gekreuzigt.
Die Auferstehung, das neue Leben konnten sich nach all dem Erlebten nicht einmal seine engsten Freunde vorstellen. Im Johannes-evangelium (Joh 20, 19-29) wird dann davon berichtet, dass Jesus nach der Auferstehung den Aposteln erschienen ist. Sie hockten hinter verschlossenen Türen und wussten nicht, was nun passiert und wie es weitergehen sollte. Da war er plötzlich bei ihnen, trotz der verschlossenen Türen: «Friede sei mit euch!».
Eine unerwartete Begegnung, die ihnen Mut machte, auch wenn es noch Zweifel gab, z. B. beim Apostel Thomas. Dieses Evangelium würden wir übrigens am «Weissen Sonntag» in der Kirche hören, an dem ja auch die Feier der Erstkommunion stattgefunden hätte, die nun auf nächstes Jahr verschoben ist.
Ich wünsche Ihnen damit auf diesem Weg, dass die «verschlossenen Türen» dieser Zeit Sie nicht daran hindern, Jesus, dem Auferstandenen zu begegnen. Der Glaube an ihn und das Leben in Fülle, das er allen zugesagt hat, können Kraftquelle, Trost und Hoffnung bedeuten. Alle Türen dürfen wir noch nicht öffnen, unsere Herzen aber schon. Ihnen und Ihren Lieben eine gesegnete, zuversichtliche Osterzeit – trotz verschlossener Türen!
Pfr. Christian Edringer