Sinkender Fels

Bild: Egbert-Codex – Christus rettet den versinkenden Petrus (Ausschnitt)

Voll Zuversicht ging’s los.
Sprung. Beherzt.
Ins Wasser, ins Unheimliche.
Er ahnt die Tiefe nicht.
Die Wellen sind gleich.
Simon Petrus hat Mut.
Tapfer springt er auf Christus,
den Freund und Messias zu.
Neue Freiheit spüren.
Überschwang.
Leichtigkeit des Lebens.
Erlösung.
Federleicht fliegt er dem Göttlichen zu.
Glück des Vertrauens.
Lustvoll die Zuversicht.
Doch dann wird das Leben schwer.
Plötzlich bleierne Angst.
Fröstelnder Glaube.
Erfrierende Seele.
Wellen und Schwerkraft schlagen hoch.
Zerbröckelnder Mut
reisst den Apostel herunter.
Sinken. Versinken. Strudel. Ersaufen.
Was bleibt im Untergang?
Nichts – nur der Blick.
Und das Strecken der Hand!
Dem Retter entgegen.
Ihm, der es vermag,
auf dem Wasser zu gehen.
Ohne Zögern greift er,
doch nicht die zitternde Hand.
Er nimmt das Gelenk.
Nichts muss der Ertrinkende leisten.
Längst schon hat der Rettende ihn ergriffen.
Die göttliche Hand birgt.
Zieht ihn ins Leben zurück.
Zeigt neue Ufer.
Hält ihn bei sich.
Stillt seine Furcht.
Der nasskalte Tod
verliert nun sein Grauen.
Da nur das Leben lebt.

Pfarrer Dr. Michael Bangert