Asche am Aschermittwoch

Ich richtete mein Gesicht zu Gott, um ihn in Sack und Asche, zu bitten. Dan. 9,3

Asche ist ein Endprodukt. Wenn alles Lebendige verbrannt ist, bleibt sie übrig. Es wundert daher nicht, dass sie unter anderem zu einem Todessymbol geworden ist. Im Gottesdienst dazu verwendet, um die Endlichkeit menschlichen Lebens zu versinnbildlichen und an diese die Teilnehmenden zu erinnern. «Gedenke, o Mensch, dass du Staub (oder Asche) bist.» Dass auch du ein Endprodukt bist.

Das ist sicher keine Frohbotschaft. Viele ZeitgenossInnen wollen sie nicht hören. Und es gibt genug Alltagsgeräusch, um sie zu übertönen. Das ist nicht erstaunlich. Möchte man gerade der Jugend zumuten, mit dem ständigen Todesbewusstsein zu leben? Gerade auch in Zeiten mannigfaltiger Kriege, die täglich Opfer fordern. Halt in der Ferne, nicht gerade um die Ecke. Man möchte hier vom Leben nehmen, was es zu bieten hat. Man nimmt den Tod in der Ferne zwar schon auch zur Kenntnis, schmerzhaft bisweilen, aber man achtet auch auf eine Distanz, die leben lässt.

Aber zurück zur Asche. Wenn sie als grauer Haufen in einer Feuerstelle liegt, ist sie unübersehbar. Dann aber kommt ein kräftiger Windstoss, die Asche fliegt auf, auf und davon, ist nicht mehr zu greifen. Weg ist das Todessymbol. Nur der Wind bleibt, kühlend, erfrischend, belebend. Sinnbildlich als Überwinder der Todesmasse Asche.

Eine Erfahrung also, nicht zu trennen von jener anderen der sinnbildlichen Zerstörung eines Menschenlebens hin zur flüchtigen Asche. Da ist vielmehr eine Verheissung, die erst später sichtbar wird. Siegen wird letztlich der Wind, der Geist, der die Düsternis überwindet.

Was genau dieser Wind wann bewirkt, was denn einmal sein wird, wenn die Asche verblasen ist, wir können es nicht wissen. Leicht macht es uns das Leben nicht immer, eher im Gegenteil gelegentlich, aber es wird sich allenfalls lohnen, die Hoffnung nicht aufzugeben.

Niklaus Reinhart