Bauernschlau

«Die Zeit wird kommen», spricht Gott, «da ich eine Hungersnot ins Land schicke – aber nicht Hunger nach Brot und Durst nach Wasser, sondern den Hunger nach dem Wort des Herrn.» (Amos 8,11–12; Lesung zum 7. Sonntag nach Pfingsten im Jahr II)

Die Bauernregeln regen immer wieder zum Schmunzeln an. Nicht selten treffen sie zu, wenn die Vorhersagen mit der gegenwärtigen Klimaerwärmung auch schwieriger geworden sind. Eine Regel lautet: «Regnet’s am St. Magdalenentag, folgt gewiss mehr Regen nach.» Der Magdalenentag ist der 22. Juli, also mitten in der flirrenden Sommerhitze. Wobei sich diese mehr und mehr in den Juni vorverschiebt, wie wir gerade in diesem Jahr wieder erleben mussten.

Maria Magdalena war klug, ja vielleicht bauernschlau. Sie war krank – es muss irgendetwas Psycho­somatisches gewesen sein – und niemand ausser Jesus konnte ihr helfen. Bei Jesus bekam sie neben der körperlich-seelischen Heilung auch eine geistig-geistliche Zuwendung, die ihr Leben veränderte.

Von welcher Art diese Zuwendung genau war, wissen wir nicht. Aber in dieser Art müssen wir uns das «Wort des Herrn» vorstellen, von dem der Prophet Amos schreibt. Es gibt einen Hunger und einen Durst danach, den man nur dort, an der Quelle, stillen kann. Menschen, deren Leben sich durch eine plötzliche Krankheit oder sonst ein einschneidendes Ereignis verändert hat, wissen, was ich meine. Auf einmal wird einem dann wieder bewusst, was wirklich zählt im Leben. Amos und Maria Magdalena jedenfalls stillten ihren Durst dort, wo sie die Quelle suchten und auch fanden – um dann ihre besten Erfahrungen zu machen.

Simon Huber