Nachfolge radikal

«Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.» (Lukas 9, 58)

Jesu Worte sind ungewohnt, ja schockierend. Umso mehr, als es sich dabei um die Antwort an ei- nen möglichen Nachfolger handelt. Ein Mann bietet Jesus in seiner Begeisterung an, ihm zu folgen, wohin er auch immer gehen mag. Statt dieses Angebot freudig anzunehmen, gibt Jesus ihm in diesem äusserst harten Satz zu bedenken, was Nachfolge konkret heisst. Nachfolge Jesu bedeutet, den Weg Jesu mitzugehen. Ein Weg, der von Armut und Heimatlosigkeit geprägt ist. Nicht ein- mal ein Nest oder eine Höhle wie die Tiere, um sich auszuruhen, hat der Menschensohn. Er ist ständig unterwegs, im Dienst und trotzdem meist nicht willkommen. Ein Weg, der Jesus letztlich ans Kreuz von Golgatha führen wird. Nachfolge Jesu ist auch heute kein Zu- ckerschlecken. Wer sich als Nachfolger oder Nachfolgerin Jesu zu erkennen gibt, den erwartet bei uns zumeist ein bemitleidendes Lächeln. Wer seinen Glauben lebt, wird früher oder später in unserer Gesellschaft anecken, die oft ganz andere Werte vertritt. Ja, es ist ein Weg, der herausfordert, die Bequemlichkeiten und Sicherheiten des Lebens hinter sich zu lassen und statt dessen bei Gott Zuflucht und Schutz zu suchen. Gewiss kein einfacher Weg. Und doch ein Weg, der sich trotz allem lohnt. Der zu Reichtum ganz anderer Art führt: einem Leben mit Sinn und Tiefgang. Oder wie es der Musi- ker Xavier Naidoo in seinem Lied «Dieser Weg» ausdrückt: «Dieser Weg wird kein leichter sein. / Dieser Weg wird steinig und schwer. / Nicht mit vielen wirst du einig sein. / Doch dieses Leben bietet so viel mehr.»

Priesterin Sarah Böhm-Aebersold