«Und aufgefahren in den Himmel.»

«Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?».
Himmelfahrt von Tizian.

Warum erfahren wir in der Bibel eigentlich so wenig über das Wirken des auferstandenen Jesus in den vierzig Tagen zwischen Auferstehung und Himmelfahrt?

Vierzig Tage nach Ostern feiern wir das Fest Christi Himmelfahrt. Vierzig Tage hat der Auferstandene bis zu seiner Entrückung in den Himmel auf der Erde gewandelt, war mit seinen Freunden und Freundinnen zusammen und hat doch wohl auch gepredigt. Warum nur schweigt sich denn die Bibel weitgehend über diese Zeit aus?

Ein Blick in die Evangelien zeigt, dass nur gerade bei Lukas (und in einem späten Zusatz im Markusevangelium) von einer Himmelfahrt Christi berichtet wird. Und nur gerade die Apostelgeschichte, die den gleichen Verfasser hat wie das Lukasevangelium, berichtet davon, dass diese Himmelfahrt vierzig Tage nach der Auferstehung stattgefunden habe. 

Wenn die Auferstehung und die Himmelfahrt Christi in den Evangelien zeitlich so eng zusammenfallen oder Berichte über eine Himmelfahrt Jesu ganz fehlen, dann zeigt dies wohl vor allem, dass die Evangelisten diese beiden Ereignisse im Grunde in eins gedacht haben. Auferstehung bedeutet eben gerade nicht eine Rückkehr in das irdisch-zeitliche Leben, sondern eine Auferweckung in diese ganz andere Realität hinein, die wir mit dem religiösen Begriff des Himmels verbinden. So ist schon Auferstehung Entrückung in diesen «Himmel», in diese Gegenwart Gottes hinein. Die Himmelfahrt Jesu fügt seiner Auferstehung im Grunde nichts Wesentliches hinzu. Das Feiern auch der  Himmelfahrt Christi kann aber unseren Auferstehungsglauben «erden». «Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?» (Apg 1,10) fragen die Engel die staunenden Jünger. Nicht der Blick in den Himmel ist den Aposteln jetzt geboten, sondern die Weiterführung des Werkes Jesu auf der Erde. Es ist jetzt an den Menschen die Jesus nachfolgen, die Verkündigung der Liebe Gottes zu den Menschen in Wort und Tat weiterzuführen. 

Thomas Zellmeyer