Zeichen der Gemeinschaft

Frage: Warum wird die Eucharistie als Mahlzeit bezeichnet?

Hostien
Manchmal bräuchte es mehr Glauben, um anzunehmen, dass die Eucharistie eine Mahlzeit ist, denn daran zu glauben, dass Christus in der Eucharistie gegenwärtig ist. Dies ist ein theologischer Witz, der auf eine Spannung hinweist. Die Eucharistie ist eine Mahlzeit, sie ist aber auch mehr als bloss eine Mahlzeit. Warum wird aber die Mahlzeit beibehalten? Ginge es nicht ohne? Vielleicht, aber die Form einer Mahlzeit bietet schon viel Wichtiges: Eine Mahlzeit verbindet und Verbindung gehört als «Versöhnung» zum Kern des christlichen Glaubens. Was verbindet eine Mahlzeit dann? Zuerst verbindet eine Mahlzeit Menschen: Alleine essen ist nie wirklich Mahlzeit halten. Zudem verbindet ein Mahl Mensch, Schöpfung und Kultur: Aus den guten Gaben der Schöpfung wird Essen zubereitet. In diesen Verbindungen sieht die christliche Theologie etwas, das mit Gott und Christus zu tun hat, Gemeinschaft und Versöhnung.

Daher hält Jesus in den Evangelien auch sehr häufig Mahlzeit und ist das «Hochzeitsmahl des Lammes» ein wichtiges Bild für die erlöste Schöpfung. Die Gebete einer Eucharistiefeier deuten die Beziehung des Mahles zu Gott. Das führt zu einer Symbolisierung des Mahles; die Bedeutung des gemeinsamen Essens und der Nahrungsmittel wird dabei wichtiger als die körperliche Sättigung. Diese Besinnung auf die Bedeutung des Essens für Gemeinschaft zwischen Gott und Menschen geht so weit, dass Christus selber als Nahrungsmittel verstanden wird. Brot und Wein sind Leib und Blut Christi: Tiefer kann Tischgemeinschaft kaum gehen.

Eucharistie und die Gegenwart Christi in Brot und Wein sind so mehr als ein «Wunder» an und für sich: Als heilige Mahlzeit ist die Eucharistie ein Ausdruck tiefer Gemeinschaft zwischen Menschen, zwischen Menschen und der übrigen Schöpfung und zwischen Menschen und Gott. So ist sie auch eine Quelle von Hoffnung: Es möge einmal so sein, dass überall jene Art von versöhnter Gemeinschaft Wirklichkeit ist, die in der eucharistischen Mahlzeit schon gefeiert wird.

Peter-Ben Smit