Liestal heisst die Nationalsynode im Baselbiet willkommen

Einladung zur Nationalsynode

Der Festgottesdienst und die Eröffnung der 156.  Synodesession am 2. Juni finden in der Reformierten Stadtkirche Liestal statt. Foto: Hannes Felchlin

Die Kirchgemeinde Baselland freut sich sehr, die 156. Session der Nationalsynode in Liestal durchführen zu dürfen. Die Kirch­gemeinde ist eine Diaspora-Gemeinde: ungefähr 500 Gemein­de­glieder im mittleren und oberen, vorwiegend reformiert ge­prägten Baselbiet, ohne eigene Kirche und ohne eigenes Kirch­gemeindezentrum. Dass eine Kirchgemeinde ohne solche eigene kirchliche Infrastruktur eine nationale Synode durchführt, ist ein Wagnis. Aber dank der Offen­heit und Grosszügigkeit unserer Schwesterkirchen in der Ökumene ist das möglich. Dafür sind wir sehr dankbar.

Die ersten Anfänge der christkatholischen Bewegung

Nach dem ersten Vatikanischen Konzil 1869/70 machten sich liberale Katholiken im katholischen Birseck für die Bildung einer christkatholischen Kirchgemeinde stark, leider ohne Erfolg. Sie führten am 20. April 1873 einen grossen Volkstag in Arlesheim durch, hatten aber das Pech, dass neben den rund 800 liberalen über 2’000 romtreue Katholiken anwesend waren und die Versammlung empfindlich störten. Das Ganze hätte fast in einem Tumult geendet, wenn die Regierung nicht im Vorfeld eine starke Polizei- und Militärpräsenz aufgeboten hätte. Damit war die Bildung einer eigenen christkatholischen Gemeinde im Birseck vorerst vom Tisch. Der obere Teil des Baselbiets blieb für die christkatholische Kirche ein «weis­ser Fleck» auf der Landkarte. Dagegen bildeten sich im äussersten Teil des Kantons Basel-Landschaft zwei Kirchgemeinden: Allschwil 1877 und Birsigtal 1906. Nun war die Konstituierung der christkatholischen Kirchgemeinden im Kanton vorerst abgeschlossen: es blieb bei zwei staatlich anerkannten Gemeinden und einer nicht strukturierten Diaspora. Erst viel später, 1989, sollte dann noch als vierte Kirchgemeinde Laufen hinzukommen: nach dem Übertritt des Laufentals vom Kanton Bern zum Kanton Basel-Landschaft.

Die Bildung der Gemeinde Baselland

Mit der neuen basellandschaftlichen Kirchenverfassung von 1950 wurde endlich die Bildung einer weiteren christkatholischen Kirchgemeinde neben Allschwil und Birsigtal für den Rest des Kantons möglich: Sie wurde 1952 gegründet und erhielt auch die staatliche Anerkennung. Die Gemeindeglieder in diesem Gebiet wurden schon lange vom jeweiligen Pfarrer von Kaiseraugst betreut, und so wurde die barocke St. Gallus-Kirche von Kaiseraugst, obwohl ausserkantonal im Aargau gelegen, für sie zur kirchlichen Heimat. Eine Besonderheit: Die regelmässigen Sonntagsgottesdienste der Kirchgemeinde Baselland waren schon damals «ausserkantonal» und fanden zusammen mit der Kirchgemeinde Kaiseraugst statt. Der Pfarrer von Kaiseraugst war darum auch bis 2001 Pfarrer der Kirchgemeinde Baselland. Gottesdienste im eigentlichen Gemeindegebiet gab es auch: Sie wurden etwa alle zwei Monate am Sonntagnachmittag in den reformierten Kirchen von Münchenstein, Arlesheim sowie in der Spitalkapelle in Liestal gefeiert, später auch in der römisch-katholischen Kirche in Sissach, allerdings meist nur in kleinstem Kreis. In den ersten zwanzig Jahren ihres Bestehens verzeichnete die Gemeinde sogar ein Wachstum. Darum gab es in den 1970er-Jahren Pläne für den Bau eines Kirchenzentrums in Muttenz, gemeinsam mit der Evangelischen Mennonitengemeinde. Diese kamen aber nicht zur Ausführung. 1991 konnte jedoch ein Haus in Pratteln erworben und zu einem kleinen Gemeindezentrum ausgebaut werden. Es lag verkehrstechnisch etwas ungünstig, nicht im Zentrum, und wurde daher 2014 wieder verkauft.

Die Situation heute

Seit einiger Zeit finden regelmässig 14-tägliche Sonntagmorgen-Gottesdienste in der barocken Klosterkirche Dornach statt, zwar auch ausserkantonal, diesmal solothurnisch, aber mit sehr guten Anbindungen an Strasse, Bahn, Tram und Bus. Für Anlässe wie Kirchgemeindeversammlung, Kaffeetreffen und Gesprächsrunden stehen auch die Räume im stilvoll renovierten ehemaligen Kloster Dornach zur Verfügung. Seit 2020 betreut Pfr. Dr. Simon Huber die Kirchgemeinden Baselland und Laufen, unterstützt von Diakonin Karin Schaub mit einem Teilpensum.

Der Verlauf der Synode

Den Festgottesdienst der diesjährigen Synodesession feiern wir in der altehrwürdigen evangelisch-reformierten Kirche St. Martin in Liestal. Gleich nebenan im Gemeindezentrum ist das Mittagessen am Freitag. Dann folgen die Verhandlungen, jedoch nicht wie zu erwarten im altehrwürdigen Landratssaal, sondern in einem Provisorium. In Liestal wird gegenwärtig heftig gebaut: ein neuer Bahnhof mit einer ganz neuen Infrastruktur. Die von der Bevölkerung liebevoll «Waldenburgerli» genannte Schmalspurbahn nach Waldenburg wurde zu einer modernen Vorortsbahn umgebaut. Auch das Regierungsgebäude mit dem Landratssaal wird gegenwärtig umgebaut.

Die Verhandlungen der Synode finden am Freitagnachmittag und Samstag im provisorisch hergerichteten Landratssaal im alten Lehrerseminar statt. Foto: Hannes Felchlin

So finden die Verhandlungen der Synode am Freitagnachmittag und Samstag im provisorisch hergerichteten Landratssaal im alten Lehrerseminar und die Verpflegungen sowie Gruppengespräche in der Evangelisch-methodistischen Kapelle gleich nebenan statt. Etwas ganz Besonderes ist das Abendessen am Freitag: Es ist «ausserkantonal» in Basel! Die beiden Basler Halbkantone verbindet seit 1833 eine wechselhafte Beziehung: Sie gehören eigentlich zusammen, aber bis jetzt sind drei Initiativen zur Kantonsvereinigung gescheitert. Die reichen Industriellen aus der Stadt Basel und die «Rampasse», die bodenständigen Bauern aus der Landschaft, hatten einfach zu unterschiedliche Charaktere … Um die Verbundenheit der beiden Halbkantone zu zeigen, wird das Abendessen in der alternativen Restaurant-Szene in der Markthalle neben dem Bahnhof SBB in Basel durchgeführt, und die meisten Teilnehmenden der Synodesession übernachten dann ebenfalls in den nahe gelegenen Hotels in Basel. Am Samstag finden die Verhandlungen dann wieder «ordnungsgemäss» in Liestal statt.

Falls Sie die Synodesession als Gast besuchen möchten, melden Sie sich bitte so schnell wie möglich per Mail beim Sekretariat des Synodalrates an.

Die Organisierenden

Das Organisationskomitee mit den Co-Präsidenten Hannes Felchlin und Pfr. em. Christoph Bächtold, mit Pfr. Simon Huber, Barbara Blättler und Verwalterin Esther Dubs sowie weiteren Helferinnen und Helfern freut sich, den Teilnehmenden den Aufenthalt in Liestal (und Basel) so angenehm wie möglich zu gestalten und hofft, ihnen bleibende gute Eindrücke aus dem Baselbiet zu vermitteln. Wir wünschen unserer Kirche eine gute und wegweisende Synodesession in Liestal!

Für die Kirchgemeinde und den Kirchgemeinderat:
Der Präsident Hannes Felchlin

Für das Organisationskomitee:
Pfr. em. Christoph Bächtold