Stiftskirche St. Leodegar

Ein altes Kloster

Stiftskirche St. Leodegar in Schönenwerd

Bereits 778 wird in Schönenwerd-Niedergösgen ein Kloster erwähnt. Damals wurde es der Bischofskirche in Strassburg (Elsass) vermacht – eine Verbindung, die 800 Jahre Bestand hatte. Ebenso alt sind die Patrozinien des hl. Leodegar (Bischof von Autun und Landesheiliger des Elsass) und des hl. Trophimus (erster Bischof von Arles).
Wo genau dieses Kloster lag, ist nicht bekannt. Eine „Verbrüderungsliste“ im Kloster St. Gallen und Bücherfragmente weisen aber auf ein reges Leben hin.

Die romanische Kirche

In den grossen geistigen und politischen Umwälzungen anfangs des 2. Jahrtausends wurde die Klosteranlage auf den Bühlfelsen verlegt. Es entstand um 1040 eine dreischiffige Basilika: 41 Meter lang, 18 Meter breit und im Hauptschiff 14 Meter hoch. Um den Kreuzgang auf der Südseite standen die Konventsgebäude. Die Ostseite der Kirche beschliessen drei halbrunde, lisenenverzierte Apsiden. Die Westseite erhielt eine zweitürmige Fassade mit Kapelle über der Eingangshalle. Im 17. Jahrhundert wurden die Turmspitzen abgebrochen und durch den 50 Meter hohen Frontturm ersetzt. Im Innern verbinden je sechs Arkaden das weite Mittelschiff mit den Seitenschiffen.
Während plastischer Schmuck wie etwa Kapitelle fehlt, ist die Kirche eine herausragende architektonische Leistung. Sie vereinigt den querschifflosen Dreiapsidenbau der Lombardei mit Elementen des „Kaiserstils“ am Mittelrhein.

Das Chorherrenstift

Im 13. Jahrhundert wurde aus der Klostergemeinschaft ein weltliches Stift mit zwölf Chorherren. Einer der frühen Pröpste (Vorsteher) war der Minnesänger Hesso von Rînach. Schutz und Gerichtsbarkeit hatten als Kastvögte die einheimischen Freiherren von Gösgen (später: von Falkenstein). Ihre Burg stand auf der andern Aareseite.
Das habsburgisch orientierte Stift bekam die Ausbreitung der Eidgenossenschaft zu spüren: 1388 zündeten es die Berner und Solothurner an, 1415 plünderte es der Falkensteiner Vogt nach der Eroberung des Aargaus durch Bern, 1458 ging es mit der ganzen Gegend an Solothurn über. In der Reformationszeit wurde eine Marienstatue hierher gerettet, die die Stiftskirche zu einem Wallfahrtsort machte. 1874 hob eine kantonale Abstimmung das Stift auf, zusammen mit dem Kloster Mariastein und dem St. Ursenstift in Solothurn.

Besichtigung

Die Kirche ist geschlossen. Für Besichtigungen wende man sich ans Pfarramt.
Ein Führer aus der Reihe der „Schweizerischen Kunstführer“, Fotos und weitere Schriften liegen in der Kirche auf.