Eigentlich

Drei Szenen: Nachdem er Bücher von religionskritischen Schriftstellern gelesen hatte, sagte mir ein Bekannter klipp und klar, dass der Gottesglaube eine Erfindung, ein kulturelles Plagiat und die überholte Welterklärung einer vorwissenschaftlichen Gesellschaft sei – und damit bedeutungslos. Einem Freund geht es schon jahrelang psychisch schlecht und er ­findet trotz guter psychotherapeutischer Begleitung nicht aus seiner Dunkelheit. Meinem behutsamen Hinweis, dass er seinen existentiellen Fragen versuchsweise in einem theologisch-spirituellen Umfeld nachgehen könnte, kann er nichts abgewinnen. Religion bedeutet für ihn alte ­Rituale, die nicht mehr hilfreich seien. Für einen Cevi-Leiterabend habe ich vor ein paar Jahren ein Weihnachts-Quiz zusammengestellt. Die jungen Leute, immerhin Mitglieder einer christlichen Jugendbewegung, fanden die Fragen «viiiel zu schwierig».

Früher haben falsche religiöse Vorstellungen manchmal zu Ängsten geführt. Heute distanzieren sich sonst gut ausgebildete Menschen von Religion und Glaube, weil sie aus Mangel an theologischem Wissen Glaube und Kirche für überholt halten. Weiterbildung im beruflichen Umfeld ist selbstverständlich. In die Glaubens-Fortbildung wird kaum investiert.
In unseren Kirchgemeinden werden immer wieder Kursabende zu Glaubensfragen, Bibelgespräche etc. angeboten. Ja, eigentlich gäbe es viel zu entdecken und (neu) kennenzulernen…

Franziska Hälg-Steffen