Den Ball aufnehmen

Gerne erinnere ich mich an meine internationalen Kirchentreffen zurück. Mein erstes war der Internationale Altkatholiken-Kongress von 1986 in Münster/Westfalen. Mein erstes in Österreich war die zweite Europäische Ökumenische Versammlung 1997 in Graz. Die Begegnungen über Landes-, Sprach- und Kulturgrenzen hinweg waren wichtig: Ich erinnere mich an die Jugendarbeiterin aus Griechenland mit dem Europa-Quiz; an den Finnen, der acht Sprachen beherrschte; an den jungen holländischen Priester mit dem Rauchfass. Kirchenversammlungen leben von solchen Begegnungen, das macht sie für die Beteiligten wertvoll.

Wegweisend

Aber internationale Kirchenversammlungen weisen auch darüber hinaus. Sie arbeiten an Themen – und im besten Fall erarbeiten sie etwas, das nicht einfach ungelesen im Archiv verschwindet. Die zweite Europäische Ökumenische Versammlung sprach Handlungsempfehlungen an die Kirchen in Europa aus: Die europäischen Kirchen sollen bei der Bewahrung der Schöpfung enger zusammenarbeiten – 1998 wurde das Europäische Christliche Umweltnetzwerk gegründet, welches im kommenden Oktober seine 12. Versammlung in Katowice/Polen abhält. Die Kirchen sollen Verhaltensregeln für den ökumenischen Umgang etablieren – am Sonntag nach Ostern 2001 wurde in Strassburg die Charta Oecumenica unterzeichnet, die seither von vielen Kirchen und nationalen Kirchenräten rezipiert worden ist. Doch dies konnte nur geschehen, weil die Kirchen den Ball, den die internationale Versammlung ihnen zugespielt hat, aufgenommen haben.

Wird uns dies auch beim Internationalen Altkatholiken-Kongress gelingen? Begegnungen sind umso wertvoller, wenn die Menschen, die sich begegnen, an gemeinsamen Themen und Anliegen arbeiten. Nachhaltig werden sie, wenn aus dieser Arbeit nicht eine Seifenblase wird die verpufft, sondern ein Ball, den der Kongress den Kirchen und ihren Institutionen zuspielt und diese den Ball aufnehmen.       

Pfarrer Dr. Adrian Suter 

Zur Website des Internationalen Alt-Katholikenkongresses 2018.