Zwischenhalt mit forsch(end)em Blick

Der Internationale Arbeitskreis Altkatholizismus-Forschung IAAF tagte am 20. und 21. April 2018 in Bonn und feierte sein 20-jähriges Bestehen. Anwesend waren Forschende aus den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz, die sich über aktuelle Forschungsprojekte austauschten.

Prof. Angela Berlis, die 1998 – damals als Assistentin in Bonn – massgeblich an der Gründung beteiligt war, blickte zurück auf die Hintergründe der Entstehung des IAAF im Kontext westeuropäischer kirchenhistorischer Forschung, insbesondere der Katholizismusforschung und des Desiderats der Vernetzung altkatholischer Forschung und Forschender. Anfangs sei der Arbeitskreis vor allem kirchenhistorisch ausgerichtet gewesen, in den letzten Jahren sei auch die systematische Theologie stärker vertreten. Für die Zukunft sei es wichtig, das Augenmerk auf den Forschungsnachwuchs zu richten, den internationalen Charakter des IAAF zu gewährleisten, indem derzeit nicht mehr vertretene Länder erneut einbezogen würden, und Forschung über den Altkatholizismus medial sichtbar zu machen. Dem Vortrag von Angela Berlis folgte eine Diskussionsrunde.

Die römischkatholische Kirchenhistorikerin Prof. Daniela Müller (Nijmegen) hielt einen Gastvortrag über «Neue Herausforderungen an die Kirchengeschichte: Abschied von den Katharern oder Neubesinnung auf die Quellen?». Müller zieht in ihrer Forschung nicht die Verhörprotokolle der Inquisition heran, sondern Texte, welche die der Ketzerei Beschuldigten selbst hinterlassen haben. In ihrem Vortrag fragt sie unter anderem nach der Entwicklung des Selbstverständnisses der Katharer vor dem Hintergrund der Veränderungen in der katharischen Kirche als Reaktion auf die Entwicklungen in der Römischen Kirche. 

Während am Freitag aufgrund des feierlichen Anlasses der IAAF in den Räumen der Bonner Universität tagte, fand der zweite Teil der Tagung wie gewohnt im Reinkenssaal des Döllingerhauses in der Baumschulallee 9–13 statt. Prof. Klaus Rohmann sprach über «Versöhnung ohne Busse?» (im IKZ 1/2018 veröffentlicht), Bernhard Scholten berichtete von seiner Aufarbeitung der Quellen zur Entstehung und Entwicklung der Altkatholischen Kirche in der Pfalz, während Marco Derks, Ari Troost und Erika Moser ihre jeweiligen Dissertationsprojekte vorstellten. Marco Derks schreibt über Konzeptualisierung sexueller und religiöser Identitäten in öffentlichen niederländischen Diskursen über Homosexualität, während Ari Troost die Bedeutungen und Erscheinungsweisen von Gender in der Antike als Beitrag zur Diskussion grundlegender Vorannahmen einer theologischen Anthropologie untersucht. Erika Moser erforscht in ihrer Doktorarbeit, wie in Nachrufen und Grabreden praktisch und medial mit Sterben und Tod umgegangen wurde und wie solche Lebenserzählungen zur Ausprägung christkatholischer Identität zwischen 1870 und 1924 beitrugen. In ihrem Vortrag zeigte sie dies exemplarisch anhand des Gedenkblatts zu Gertrud Villiger-Keller (1843–1908) auf.

Erika Moser

Die nächste Jahrestagung wird am Freitag/Samstag, 29./30. März 2019, stattfinden.