Abschied und Neubeginn

Generalkapitel des hl. Johannes des Täufers

Am Samstag, 12. November, führte die Gemeinschaft des hl. Johannes des Täufers zum letzten Mal einen Anlass bei den Kapuzinerinnen im Kloster Namen Jesu in Solothurn durch. Es wurde nach 20 Jahren ein wehmütiger und doch fröhlicher Abschied gefeiert, und die Gemeinschaft machte sich im Blick auf die Zukunft daran, die Gebetsverpflichtung der Mitglieder und die Statuten neu zu formulieren.

Die Gemeinschaft des hl. Johannes des Täufers traf sich am 12. November zum Generalkapitel, das dieses Jahr ausnahmsweise nicht um den Johannestag am 24. Juni stattfinden konnte. Der Ort dafür war ungewöhnlich: nicht in der Franziskanerkirche und im Kirchgemeindehaus Solothurn, sondern im Kloster Namen Jesu – zu einem Abschied. In Zukunft können die Retraiten der Gemeinschaft nicht mehr im vertrauten Kloster durchgeführt werden, sondern müssen in Tagungshäusern stattfinden. Die kleine Gruppe der Schwestern mit Oberin Sr. Priska hatte sich zwar bis jetzt alle erdenkliche Mühe gegeben, um uns jedes Mal einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen, aber wegen des zunehmenden Alters der Schwestern ist das nicht mehr möglich. Wegen dieses Abschieds waren auch zahlreiche regelmässige Retraiten-Teilnehmende dabei.

Johannes der Täufer

Das Generalkapitel begann mit Terz und Eucharistiefeier im Schwesternchor; es folgte das Mittagsgebet und dann das Mittagessen zusammen mit den Schwestern im Refektorium. Selbst der obligate Schnaps zum Kaffee fehlte auch diesmal nicht.

Am Nachmittag wurde die ordentliche Versammlung der Gemeinschaft abgehalten. Nebst den ordentlichen Traktanden wie Jahresbericht des Rektors und Kassenbericht wurde Annette Studer als Kassierin mit grossem Dank und Applaus verabschiedet. Sie hatte das Amt 20 Jahre lang sorgfältig und gewissenhaft ausgeführt. Ihre Nachfolge übernimmt die frühere Revisorin Priesterin Sarah Böhm-Aebersold, und für das Amt des Revisors konnte Peter Bürgi gewonnen werden. Beide wurden mit grossem Applaus gewählt.

Die anschliessende lebhafte und engagierte Diskussion kreiste um die Frage, ob an der in den bisherigen Statuten festgeschriebenen Verpflichtung zu einem bestimmten Pensum des Tagzeitengebets festgehalten werden solle und könne. Nicht wenige unserer Mitglieder und Sympathisanten leben in einem oft hektischen Alltag, der die nötige Musse zum Gebet nicht mehr freilässt. Die Versammlung empfahl daher dem Kapitel einmütig, auch im Blick auf zukünftige Neumitglieder, die bisherige Pflicht in eine Empfehlung umzuändern. Wichtig schien jedoch allen, dass die verschiedenen Gebetsformulare, die benützt werden, in ein für alle einheitliches Raster von Eröffnung, Benedictus oder Magnificat oder Nunc dimittis, Fürbittegebet, Vaterunser und Segen gefasst werden, das auch auswendig gebetet werden kann. So wird deutlich, dass nicht jeder und jede für sich allein betet, sondern dass wir das – auch wenn wir räumlich getrennt sind – doch in Verbundenheit miteinander tun.

Nun folgte der eigentliche Abschied. Nach der gemeinsamen Non – zum letzten Mal zusammen mit den Schwestern – folgte ein fröhlicher Apéro riche im Refektorium mit einem 1 Meter 60 langen reich gefüllten Sandwichzopf. Der Rektor Christoph Bächtold dankte der Klostergemeinschaft nochmals ganz herzlich für die jahrelange Gastfreundschaft. Mit grosser Freude nahm die Versammlung auch zur Kenntnis, dass der Verbleib der kleinen Schwesterngruppe doch für die nächsten Jahre gesichert ist.

Für die nächste Retraite am 4./5. März 2023 konnte der Rektor ins Tagungszentrum Saint-François nach Delémont einladen: Auf dem Programm stehen neue musikalische Formen des Tagzeitengebets, vertont von Johann Sonnleitner. Der Komponist wird zusammen mit der Musikerin Dr. Helene Ringgenberg die Retraite leiten. Mit dieser Mitteilung und mit dem Dank an alle, die zum Gelingen der Tagung beigetragen haben, schloss der Rektor das denkwürdige Generalkapitel.

Christoph Bächtold
Pfr. em. und Rektor der GJT