Heimat

Unsere Heimat ist im Himmel. (Phil 3,20)

«Heimat» ist wohl eines der am stärksten emotional besetzten Wörter. Heimat ist dort, wo wir uns geborgen fühlen, wo wir uns mit anderen Menschen besonders verbunden fühlen. Heimat ist der Ort, den wir besonders gut zu kennen glauben, es ist der Ort unserer Herkunft.

So gesehen mutet der Satz von Paulus aus dem Brief an die Gemeinde in Philippi doch einigermassen seltsam an. Er scheint all unserer Erfahrung zu widersprechen. Unsere Heimat ist doch die Erde und nicht der Himmel!

Paulus macht deutlich, dass wir Christinnen und Christen noch nicht am Ziel sind, sondern erst unterwegs sind. Er beschreibt im Grunde ein grosses Paradox des Glaubens: Unsere Herkunft liegt nicht in der Vergangenheit, sondern in einer heilvollen Zukunft.

Eine solche Umkehrung der Perspektive kann uns zu einer Haltung der Gelassenheit führen. Gerade die Fastenzeit, diese Zeit der Konzentration auf das Wesentliche, lädt besonders zu diesem Perspektivenwechsel ein. Unser irdisches Leben mit seinen Ansprüchen, seinen Genüssen und Nöten ist wichtig. Aber es ist noch nicht das Letzte und noch nicht einmal das Erste. Das bedeutet nicht, dass wir uns weltfremd und naiv, unserer Verantwortung, an der Gestaltung des Lebens auf der Erde mitzuwirken, entziehen sollen. Ganz im Gegenteil! Gerade aus der Hoffnung auf unsere zukünftige Heimat in der Geborgenheit des Himmels erwächst die Kraft, für diese irdische Heimat zu arbeiten und zu kämpfen. Dies im frohen Bewusstsein, dass wir zur wahren Heimat der Vollendung und des Friedens noch unterwegs sind.

Thomas Zellmeyer