Heute gehorchen wir nur noch der Liebe

Gott zeigte uns seine Freundlichkeit und Liebe. Er rettete uns nicht wegen unserer guten Taten, sondern wegen seiner Barmherzigkeit. (Titus 3,4)

Viele Menschen sind gläubig, zweifellos. Fragt man vertieft nach, merkt man schnell, dass da ganz verschiedene «Götter» angebetet werden, Ja, es scheint gar, dass jeder Mensch seinen eigenen Gott hat. Woran merkt man aber, dass man den «richtigen» Gott anbetet?

Wie so oft entscheidet sich die Frage mehr an der Haltung und nicht primär am «Objekt» selbst. Weltliche Götter sind solche, die man zuerst haben muss, bevor man sie anbeten kann: Diplome, Besitz, Geld, die eigene Partei, Grossmachtphantasien, Anerkennung beim Publikum oder auch einfach nur jemandes Feind zu sein beispielsweise. All das kann zum Lebensmittelpunkt werden und die Hingabe fokussieren. Das hält, macht aber auch abhängig. Solche Götter müssen Tag für Tag genährt werden. Das gibt einen starken Zug nach vorne in die Zukunft, aber die Enttäuschung ist vorprogrammiert: Im Tod können solche Götter einen nicht halten, denn sie brechen selbst zusammen.

Der «richtige» Gott kann nur einer sein, der in sich selbst schon ein Liebesgeschehen ist. Und eine wirklich verlässliche Botschaft kann nur sein, dass wir als Menschen seit jeher in dieses Liebesgeschehen hinein geschaffen sind. Nur eine solche Botschaft kann die Existenzängste abmildern. Denn sie besagt: Lass dich einfach in dieses Liebesgeschehen fallen, egal was passiert. Das Ergebnis: Es befreit das Handeln. Oder wie es Khalil Gibran ausdrückt: «Gestern gehorchten wir noch Königen und verneigten unsere Häupter vor Imperatoren. Heute jedoch verneigen wir uns nur noch vor der Wahrheit, folgen nur der Schönheit und gehorchen nur der Liebe.»

Simon Huber