Offenbar werden

«Jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden.»            

(1 Joh 3,2)

Die Frage, wie unser Leben nach dem Tode sein wird, hat die Menschen immer sehr beschäftigt. Werden wir noch einen Leib haben oder wird eine körperlose Seele weiterexistieren? Werden wir die Menschen wieder antreffen, die uns in diesem irdischen Leben wichtig waren? Was wird von unserer irdischen Identität im ewigen Leben erhalten bleiben?

Die Bibel ist gegenüber diesen Fragen sehr zurückhaltend. Für den Verfasser des 1. Johannesbriefes aber ist eines klar: Erst mit der Auferstehung wird wirklich offenbar, wer wir sein werden. Ja zugespitzt noch: Es wird dann erst deutlich werden, wer wir eigentlich sind, wie wir immer von Gott gewollt worden sind.

Diese Einsicht kann zur Gelassenheit gegenüber den eigenen Schwächen und gegenüber all dem, was wir an uns selbst als belastend empfinden, führen. Wir sind nicht abgeschlossene, fertige, festgelegte Menschen. Wie und was wir sein werden, ist noch nicht offenbar.

Im Umgang mit anderen Menschen kann uns diese Einsicht dazu bringen, uns mit vorschnellen und den anderen einengenden Qualifizierungen und Urteilen zurückzuhalten. Was wir vom und im Nächsten sehen, ist nie der ganze Mensch, sind nie alle seine Möglichkeiten. Gott selber wird jeden Menschen so offenbar werden lassen, wie er von ihm gewollt und geliebt ist – ein jeder in seinem ganz eigenen Glanz, in seiner ganz eigenen Schönheit.

Lassen wir uns überraschen!

Pfr. Thomas Zellmeyer