Was ist der Mensch?

Kleine biblische Zoologie: Folge XVII

Wollaffe und Mensch im Dialog

In Psalm 8 wird diese Frage gestellt und gleich auch beantwortet. Der Mensch ist «wenig niedriger gemacht als Gott…» Würde man dieselbe Frage naturwissenschaftlich beantworten, könnte man sagen: Der Mensch ist «wenig höher gemacht als die Affen…» Beide Aussagen sind, aus dem jeweiligen Blickwinkel betrachtet, richtig.

An dieser Stelle sei aber der Frage nachgegangen, was denn «wenig niedriger» bzw. «wenig höher» bedeuten soll? Es handelt sich hierbei ja um einen Vergleich. Wenn wir «wenig» lesen, gehen wir von minimalen Unterschieden aus.

Nun unterscheidet sich der Mensch, der «wenig niedriger gemacht» ist, allerdings so sehr von Gott, wie sich «Allmacht» von «Ohnmacht» unterscheidet. Und der Mensch, der «wenig höher» gemacht ist, unterscheidet sich von den restlichen Affen (der Mensch gehört zoologisch betrachtet zur Ordnung der Herrentiere oder Primaten) in vielerlei Hinsicht: wir lesen diese Zeilen, wir fahren im Auto und fliegen um die Welt, ja auf den Mond. Für den Menschen müssen auch – im Gegensatz zum Rest der belebten Natur – Kriminalstatistiken geführt werden. Es gibt kaum einen Bereich auf dieser Erde, den wir mit unserem Tun oder Nichttun nicht mehr oder weniger stark beeinflussen.

In einer in Sünde gefallenen und durch die Sünde beeinflussten Welt wundert es nicht eigentlich, dass menschliches Tun aus einem sinnvollen Zusammenhang gelöst und oft zur Triebbefriedigung um ihrer selbst willen wird. Dass der Mensch – auch der Vegetarier und der Veganer – seine Nahrung stets um den Preis des Tötens von Leben aufnimmt, das hat Wilhelm Busch in einem Satz auf den Nenner gebracht: «Ich muss töten, um zu leben, und das ist schlimm!»

Die Bibel verbietet dem Menschen allerdings nicht, die Natur zu nutzen, solange er dies mit Augenmass tut und Gottes Weisungen beachtet. Wenn wir aber beispielsweise lesen können, dass eine Milchkuh im Jahr 2009 eine jährliche Milchleistung von 6’700 kg und im Jahr 2019 8’907 kg erbrachte, dann fragt man schon bei der ersten Zahl, wo unser Augenmass und unser Respekt für die Kreatur bleiben.
Das und ähnliches ist mit dem «Dominium terrae», der dem Menschen nach 1. Mose 1,28 übertragenen «Herrschaft über die Welt» mit Sicherheit nicht gemeint!

Jürg Meier