Der Verband Christkatholischer Frauen der Schweiz VCF

Geschichte und Bedeutung unserer bistumsweiten Frauenorganisation

Die Geschichte des VCF fügt sich ein in die Entwicklung der Frauenbewegung und in den Kampf der Frauen um politische und gesellschaftliche Rechte. Um sich Gehör zu verschaffen und ihre Anliegen besser durchsetzen zu können, schlossen sich Frauen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Vereinen und Verbänden zusammen. Auch die ersten christkatholischen Frauenvereine entstanden in dieser Zeit. 1888 wurde der Schweizerische Gemeinnützige Frauenverein als Dachverband der gemeinnützigen Frauenvereine gegründet und setzte sich fortan für die Ausbildung von Frauen in Hauswirtschaft, Ernährungskunde, Krankenpflege und Erziehung ein. Gründungsmitglied und erste Präsidentin war Rosina Gschwind, auch bekannt als Pfarrfrau und Herausgeberin eines Kochbuchs. Der 1900 gegründete Bund schweizerischer Frauenvereine BSF, die heutige Alliance F, vertrat vor allem die politischen Anliegen der Frauen, insbesondere im Bereich der Zivil- und Strafgesetzgebung. Der VCF trat 1923 dem BSF bei.

Gründung und Entwicklung des VCF

Die Gründung des VCF fiel in das Kriegsjahr 1916. Ausgehend von Vorstössen des Frauenvereins St. Gallen fand die Gründungsversammlung in Olten statt. Erste Präsidentin wurde Aline Ducommun-Merz (1867-1921) aus Bern. An der ersten Delegiertenversammlung wurden 1917 die Statuten verabschiedet, welche folgenden Verbandszweck nennen:

• Pflege der Bande der Freundschaft und Zusammengehörigkeit zwischen den einzelnen Vereinen

• Förderung des Verständnisses für die Forderungen der katholischen Reformbewegung und eine zielbewusstere Anteilnahme am kirchlichen und sozialen Leben der christkatholischen Gemeinden und an den Aufgaben der Kirche

• Sammlung der weiblichen christkatholischen Jugend und deren Hinführung zu tatkräftigen Förderinnen der Kirche.

In ihrem Bericht an die Synode 1920 formulierte Anny Peter (Zentralpräsidentin von 1920-1945): «Wir möchten zu Stauffacherinnen für unsere Kirche werden, zum Segen der ganzen christkatholischen Bewegung». Der VCF setzte sich von Anfang an für das kirchliche Stimmrecht der Frauen ein. Einzelne Gemeinden hatten dieses ab 1920 eingeführt, aber erst 1954 erhielten die Frauen das Stimmrecht an der Synode. 1960 delegierte Solothurn die erste Frau und 1966 wurde Denise Bindschedler-Robert die erste Synodalrätin.

1920 gehörten dem VCF 27 Frauenvereine mit 2800 Mitglieder an. 1934 waren es 36 Vereine mit 3600 Mitgliedern. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten gingen die Mitgliederzahlen zurück und 2013 waren es noch 17 Frauenvereine mit 1000 Mitgliedern. 2023 gehörten dem VCF noch 11 Frauenvereine an; von den anfänglich zahlreichen Vereinen der Westschweiz ist keiner mehr aktiv.

Aufgaben und Tätigkeiten des VCF und der Frauenvereine

In den ersten Jahrzehnten stand die Fürsorgetätigkeit im Vordergrund, dies auch wegen der Kriege und der Wirtschaftskrise der 30er Jahren. Spenden wurden gesammelt für Bedürftige, Kleidersammlungen sowie Obst- und Gemüsesendungen in städtische Gebiete wurden organisiert. 1940 wurde der Mütterfonds gegründet zur Unterstützung erholungsbedürftiger christkatholischer Frauen, die auch finanzielle Hilfe bei ausserordentlichen Ausgaben wie Zahnarztrechnungen erhielten. Die Unterstützungsgesuche nahmen nach den 80er Jahren ab. Der Fonds wurde 1991 umbenannt in «Solidaritätsfonds für Frauen» und erhielt Statuten. Heute werden nur noch selten Anträge gestellt.

Das Berghüsli sah Anny Peter 1928 als vorfabriziertes Ausstellungshaus an der Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit SAFFA, sie kaufte es und liess es 1932 bei Heiligenschwendi aufbauen. Es wurde zu ihrem Rückzugsort und zu einem Ferien-, Kur- und Tagungszentrum für ihre vielfältigen gemeinnützigen Tätigkeiten. 1954 übertrug sie es der christkatholischen Kirche als Stiftung. Bis heute ist das Berghüsli ein Ferien- und Begegnungsort; dort finden Lager, Tagungen und die Berghüsliwochen statt. Bekanntheit erlangten die 1940 bis 2008 durchgeführten Paramentenkurse. Blumenschmuck und Paramentenpflege gehörten immer zu den wichtigen Aufgaben der Frauenvereine in den Kirchgemeinden.
Seit 1958 ist der VCF Mitglied des Weltgebetstags Schweiz WGT, zusammen mit dem katholischen Frauenbund und dem evangelischen Frauenverband. Unser christkatholisches Hilfswerk Partner sein erhält aus der WGT-Kollekte jährlich CHF 25 000 für seine Frauenprojekte. Der WGT ist der letzte ökumenische Frauenverband der Schweiz.

Rück- und Ausblick

Der VCF und die Frauenvereine haben während mehr als hundert Jahren viel geleistet und das Gemeindeleben der Kirchgemeinden mitgeprägt. Vielen haben sie geholfen, sie motiviert und unterstützt. Der gemeinnützige Teil der Arbeit ist heute weniger stark vertreten, denn Sozialwerke decken vieles, aber nicht alles ab. Auch das politische und gesellschaftliche Engagement stehen weniger im Vordergrund, da Anliegen wie das Stimmrecht und gleiche Rechte für alle heute gesichert sind. Die Frauenvereine kämpfen heute mit Mitgliederschwund und finden kaum noch Mitarbeiterinnen für ihre Vorstände. Trotzdem braucht es unsere Vereine und Verbände für das kirchliche Leben in den Kirchgemeinden und für unsere Teilhabe in verschiedensten Gremien auf kommunaler und nationaler Ebene. Die Auflösung des VCF konnte verhindert werden, ein neuer Vorstand ist aktiv. Stauffacherinnen braucht es nicht mehr, aber aktive Kirchenfrauen, die sich für die Anliegen der christkatholischen Frauen einsetzen. Deshalb machen wir weiter und zählen dabei auf unsere Mitglieder.

Beatrice Reusser
Vorstandsmitglied VCF

Mehr Informationen:
https://christkatholisch.ch/vcf


Mitgliederversammlung Verband Christkatholischer Frauen (VCF) am 27. April
Wir freuen uns, Ihnen das definitive Datum ­unserer Mitgliederversammlung bekannt geben zu dürfen. Diese findet am 27. April 2024 in Winterthur statt.
Wir freuen uns, möglichst viele von Ihnen begrüssen zu dürfen und bitten Sie, sich das Datum bereits jetzt zu reservieren.
Der Vorstand des VCF