Das Geheimnis der Drei

Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt.
Joh 14, 17

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Gut, unter einem Vater und einem Sohn können wir uns sehr wohl etwas vorstellen. Aber unter einem Geist? Gar dem Heiligen Geist? Johannes sagt: «Die Welt sieht und kennt ihn nicht». Wir begegnen ihm nicht auf der Strasse. Und doch rufen wir ihn sonntäglich an, feiern in seinem Namen. Unbekannterweise.
Wobei: Auch den Vater kennen wir nicht. Es gibt zwar Vorstellungshilfen: etwa den alten Mann mit dem langen Bart. Aber seriös ist das nicht. Und auch der Sohn, der Auferstandene, Jenseitige, entzieht sich letztlich der Beschreibung. Der Dreieinige bleibt dem menschlichen Geist ein Geheimnis.

Ja, was denn nun? Jetzt drängt die Welt hinein, der Alltag des Sicht- und Greifbaren. Er hat eine gewisse Stabilität, zweifellos. Und er bietet mannigfaltige Überlebensmöglichkeiten. Aber oft erweist er sich doch als schadensanfällig. Eine Welt kann ebenso erstarren, wie auch unwahrhaftig werden, dadurch ins Wanken kommen, einbrechen, weil sie wohl doch nur auf tönernen Füssen stand. Das ist meistens ein schmerz- und angstbehaftetes Erleben, das Jahre lang dauern kann. Dennoch kann über den Abgründen, sozusagen von innen heraus, ein neues Vertrauen in das eigene Leben wachsen. Ein Leben, das nicht primär von der Aussenwelt bestimmt wird, sondern sich seine Stellung in derselben immer wieder selbst festzulegen sucht. Und wenn es gelingt, dann erleben wir Momente des Göttlichen im Heiligen Geist. Als Geschenke der unverfügbaren, unsichtbaren und dennoch spür- und erfahrbaren, geheimnisvollen göttlichen Gegenwart mitten in dieser Welt.

Niklaus Reinhart