Beten mit Leib und Seele: Am Boden ausgestreckt

Zeichnung: Ernst Kern.

Am Boden!
Wie oft fühlt sich meine Seele so an!
Einfach fertig. Zerschlagen.
Wie es der 22. Psalm sagt:
«Ich bin geschüttet wie Wasser.
Mein Herz ist wie Wachs.»
Nichts geht mehr. Ausgebrannt.
Am Boden zerstört!
Auch das kann mein Gebet sein.
Dem Müden und Erschöpften in mir
gebe ich Ausdruck:
Zwar am Boden ausgestreckt
bin ich doch nicht allein.
Ich strecke mich aus vor dem,
der die Abgründe des Lebens kennt.
Der weiss,
dass meine Seele am Boden liegt,
dass mich die Schwerkraft niederdrückt,
dass schwere Lasten auf mir liegen.
Vielleicht fehlen die Worte in der Angst.
Kein Wort ist geformt für meinen Kummer.
Da ist mein Leib der Weg:
Was ich nicht aussprechen kann,
sagt mein Körper.
Ich bin am Boden!
Ausgebrannt. Wertlos.
Mein Körper beginnt
schweigend das Gespräch.
Erzählt von mir
und meiner Seele Leiden.
Liegt da, entkräftet, still, matt.

Doch ich liege vor Dir,
Du, Geheimnis Gottes.
Immerfort blickt
mich Dein Auge an.
Ich lebe aus dem Blick.
Abgekämpft bin ich. Niedergeschlagen.
Richte Du mich auf.
Weite Du den Blick.

Pfarrer PD Dr. Michael Bangert