Die Synode ist bestens «lancyert»

Die Dreifaltigkeitskirche in Lancy. Foto: wikimedia.commons.

Die Kirchgemeinde Lancy hat die Ehre und die Freude, die Delegierten zur 151. Session der Nationalsynode der Christkatholischen Kirche der Schweiz zum ersten Mal auf ihrem Territorium zu empfangen.

Lancy, ihrer Grösse nach an 22. Stelle der Schweizer Städte, liegt im Kanton Genf. Die Gemeinde, welche sich von der Rhone bis zur Drize erstreckt, umfasst die Ortschaften Petit-Lancy und Grand-Lancy sowie das Industriegebiet La Praille, welches eine bedeutende Entwicklung als Wohngebiet vor sich hat. Dieses Gebiet beherbergt das «Stade de Genève» (Sportstadion) mit 30’000 Zuschauerplätzen, in welchem der Fussballclub Servette und gelegentlich auch die Nationalmannschaft spielen. Ab Dezember 2019 wird das Stadion bedient durch die grenz­überschreitende Regionalbahn RER CEVA, welche im Viertelstundentakt die Bahnhöfe von Coppet (Kanton Waadt) und Annemasse (Frankreich) verbindet.

Lancy ist eine Wohnstadt mit intensiver Wirtschaftstätigkeit (Banken, Handelsbetriebe, Freizeitindustrie) vor den Toren Genfs. Bei Ihrem Aufenthalt werden Sie das Vergnügen haben, den einen oder anderen Aspekt von Lancy zu entdecken, je nach dem, wo Sie logieren.

In Lancy darf der dörfliche Teil nicht vergessen werden, wo unsere Kirche «La Trinité» (Dreifaltigkeit) liegt. Mit ihrem Baujahr 1699 ist sie das älteste kirchliche Gebäude der Gemeinde. Unsere Kirchgemeinde mit ungefähr 150 Familien versammelt sich am zweiten und vierten Sonntag im Monat zur Eucharistiefeier. Am 1. und
3. Sonntag eines jeden Monats benutzen unsere rumänisch-orthodoxen Freunde von der Gemeinde «Saint-Jean-Baptiste» (Johannes der Täufer) die Kirche gegen eine bescheidene Miete.

Die Ökumene nimmt einen sehr wichtigen Platz ein in dieser Ecke des Kantons Genf. 

Jedes Jahr versammeln sich fünf christliche Gemeinschaften (römisch-katholisch, protestantisch, evangelisch, rumänisch-orthodox und christkatholisch) zu verschiedenen gemeinsamen Veranstaltungen und gottesdienstlichen Feiern.

Anlässlich des Gottesdienstes zur Eröffnung der Synode-Session werden Sie die Gelegenheit haben, die römisch-katholische Kirche „Notre-Dame des Grâces“ (Unsere Liebe Frau von den Gnaden), welche wenige Schritte neben unserer Kirche liegt, zu entdecken. 

Der Kirchgemeinderat der Kirchgemeinde Lancy nimmt die Aufgabe für die Entfaltung des Gemeindelebens wahr und versucht, den Fortbestand der Gemeinde sicherzustellen. Dabei sind die genferischen Besonderheiten zu beachten, namentlich die Trennung von Kirche und Staat, die seit 1905 besteht, und das System der «freiwilligen Beiträge» anstelle einer obligatorischen (Kirchen-)Steuer, wie sie in anderen Kantonen anzutreffen ist. Seit einiger Zeit engagiert sich der Kirchgemeinderat auch aktiv im Bereich der nachhaltigen Entwicklung und versucht, entsprechende Lösungen und Tricks zu finden, um die Qualität der Umwelt zu verbessern. 

Aus der Geschichte

Auf Initiative des Pfarrers von Confignon, Benoît de Pontverre, wird im Jahr 1699 eine erste Kirche in Lancy errichtet. Vorerst handelt es sich um eine kleine Kapelle, die der Heiligen Dreifaltigkeit (Trinité) geweiht wurde. Eine erste Erweiterung erfährt die Kapelle auf der Chorseite druch J. Vanière und P. Pellaton. Mit der Unterstützung der sardischen Obrigkeit wird im Jahr 1732 auch das Schiff vergrössert, der Chor erhält ein Kreuzrippengewölbe, und die übrigen Teile werden renoviert. Eine gravierte Platte erinnert daran, dass die Kirche den savoyischen Herzögen Viktor Amadeus  I. und Karl-Emanuel II. gewidmet wurde.

Durch den Turiner Vertrag wird Lancy im Jahr 1816 schweizerisch und genferisch. Im Jahr 1873 verjagt der Kulturkampf die Römisch-katholischen aus dem Heiligtum, in welches die liberalen (freisinnigen) Katholiken einziehen. 

Im Gegensatz zu anderen (katholischen) Kirchen im Kanton Genf bleibt die église de la Trinitié im Besitz der liberalen Katholiken. Im Jahr 1890 wird das Gebäude einer erneuten Renovation unterzogen. Der Chor wird um eine neugotische ­Apsis erweitert; drei Bildfenster werden eingesetzt.

Anfangs des 20. Jahrhunderts wird die Westfassade verändert, die alte Vorhalle weicht einer neuen. Der savoyische Glockenturm über dem Eingangsportal wird ersetzt durch einen Seitenturm. Im Dezember 1921 wird das Gebäude als historisches Baudenkmal klassiert. 1922 gestaltet
L. Uldry Wandmalereien. 1933 wird das Gebälk des Kirchendaches und des Turms erneuert.

Ab 1960 wird eine Gesamtrenovation durchgeführt mit dem Ziel, das Kirchengebäude von sämtlichen Elementen des Heimatstils zu befreien und den Stil von 1732 wiederherzustellen. 1974 wird der Innenraum durch ein Glasgemälde von M. Schüpfer bereichert. Am 16. November 1975 wird der Altar geweiht durch Bischof Léon Gauthier. In den Jahren 1984 und 1985 werden die Fassaden und Bedachungen einer Restauration unterzogen, und 1995 wird eine Aussenreinigung durchgeführt.

Eine Ikone erinnert seit dem
15. Juni 1996 an den 300. Jahrestag der Wiedereinführung der (katholischen) Messe im Dorf.

An der Kirchgemeindeversammlung von 2007 stellte unser Organist Hervé Rousseau das Projekt für die Beschaffung einer neuen Orgel vor. Bei der elektronischen Orgel machten sich vermehrt Schwächezeichen bemerkbar. Und wie bei jedem elektronischen In­strument war auch hier der Erfolg einer Revision ungewiss. So kam man auf die Idee, die Möglichkeit der Beschaffung einer Pfeifenorgel in Erwägung zu ziehen. Es handelte sich dabei um einen kühnen Wunsch, der schon seit mehreren Jahrzehnten existierte aber nie verwirklicht wurde. Schliesslich konnte die Orgel am 31. Januar 2010 anlässlich eines Konzerts eingeweiht werden.

An der Fassade wurden in zwei Nischen die Leitsprüche von Eduard Herzog, dem ersten Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz, eingraviert: «Wir haben einen Herrn, Jesus Christus» und «Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit».

Aktuelles

Vor kurzer Zeit hat der Kirchgemeinderat Kenntnis erhalten von der Geschichte der beiden aussergewöhnlichen Glocken im Glockenturm. Sie ziehen grosses Interesse auf sich. Die eine davon gehörte dem Dampfschiff «Le Bonivard» und die andere mit dem Namen «Die von Colladon» («Celle de Colladon») soll unter Wasser geläutet haben bei wissenschaftlichen Experimenten.

Somit wäre die Kirche de la Trinité die einzige, welche zugleich eine Glocke besitzt, die unter dem Wasser läutete, und eine Glocke, die auf dem Wasser reiste. Für die grosse Glocke erwarten wir eine Bestätigung zur Vergewisserung, ob es auch wirklich die richtige Glocke ist …

Mehrere Projekte zur Verschönerung unserer Kirche befinden sich zur Zeit im Studium: Einbau von Glasmalereien, von Blumenkästen sowie einer Uhr. Diese Kirche «de la Trinité» ist voller Charme und voller sichtbarer wie auch unsichtbarer Schätze. Die Mitglieder des Kirchgemeinderats und die Pastoral-Verantwortlichen freuen sich, Ihnen im Juni zu begegnen und Sie diesen wunderbaren Winkel von Lancy kennenlernen oder wieder entdecken zu lassen. Auf bald!

Isabell Gotti, Claude Gotti und Gaëtan Paratte

Deutsche Übersetzung: Rolf Reimann