Christus ist aufer­standen. Er ist wahrhaft auferstanden

Altarbild in Kerala, Indien. Foto: pmelanie auf Unsplash

Es gibt Seniorenwohnheime, in denen Verstorbene über die Tiefgarage abtransportiert werden, damit sich die Bewohner nicht erschrecken. Als Frauen nach der Auferstehung an Ostern das Grab Jesu aufsuchten, um seine Leiche mit wohlriechenden Ölen zu salben, war die Leiche weg. Das Parfüm hätte den Todesgeruch über­decken sollen. Dieses Bestreben durchzieht oft auch unser Leben. Wir Menschen wissen um unsere Vergänglichkeit, setzen uns aber ungern damit auseinander. Das Bewusstsein der Vergänglichkeit löst bei vielen anstatt Demut Angst aus.

Aufgrund unseres christlichen Glaubens wissen wir, dass Gott uns tragen will bis ins Alter; ja sogar, wenn wir grau werden und unsere Körperfunktionen abnehmen. Alterserscheinungen künden nur von der grossen Verwandlung, die mit dem Tod eintritt. Nach dem christlichen Glauben kehren wir mit dem Tod zu Gott zurück. In Tod und Auferstehung Jesu Christi hat Gott uns diese Perspektive verkündigt und vorgelebt.

In der Osternacht rufen wir: Christus ist erstanden. Er ist wahrhaft auferstanden. So gesehen kann das Wissen um den Tod eine Lebenskraft sein, die hilft, sich auf das Wesentliche und Wichtige im Leben zu konzentrieren. Nach der Sterbe­forscherin Elisabeth Kübler-Ross ist der Tod eine zweite Geburt in einen neuen Zustand. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer bezeichnet den Tod sogar als höchstes Fest zur ewigen Freiheit. Es ist mir jedoch bewusst, dass damit die Sinnfrage nicht gelöst ist, vor allem wenn Menschen jung oder tragisch sterben. Von vielem können wir den zugrundeliegenden Sinn erst verstehen, wenn wir auf der anderen Seite angekommen sind.

Bischof em. Harald Rein