Strahlende Gesichter: Mabuhay!

Solidaritätsreise von Partner sein auf die Philippinen

Gruppenfoto im Kindergarten Candijay. In der hinteren Reihe die Delegation von Partner sein: Urs Müller, Peter Grüter, Raymond Dumont, Nassouh Toutoungi.

Seit vielen Jahren unterstützt das Hilfswerk der Christkatholischen Kirche der Schweiz, Partner sein, sechs Kindergärten auf den Philippinen. Kurz nach Ostern war eine Delegation von Partner sein auf einer zweiwöchigen Solidaritätsreise auf der Insel Bohol und hat diese Kindergärten besucht.

Sechs Stunden Zeitverschiebung, dazu drückendes feuchtheisses Klima: Sich damit zurechtzufinden hat einige Zeit gedauert. Dies wurde uns aber leicht gemacht: Die wunderbaren tropischen Landschaften mit ihrer üppigen Vegetation und vor allem die Freundlichkeit und Gastfreundschaft unserer kirchlichen Partner auf den Philippinen haben uns mehr als beeindruckt. Eine vierköpfige Delegation der Kommission Partner sein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kindergärten, welche unsere Partnerkirche Iglesia Filipina Independiente IFI auf der Insel Bohol betreibt, zu besuchen und damit auch die Verwendung der jährlich überwiesenen Spendengelder zu überprüfen. Eigentlich wäre diese Reise bereits drei Jahre früher geplant gewesen, musste jedoch wegen der Pandemie verschoben werden. Und, damit keine Missverständnisse entstehen: Jeder Reiseteilnehmer bezahlte seine Reise vollumfänglich aus der eigenen Tasche; es wurden dafür keine Spendengelder aufgewendet.

Dichtes Reiseprogramm

Der zuständige Bischof der Diözese Cagayan de Oro, Felixberto Calang, hat unser Reiseprogramm minutiös vorbereitet; jeden Tag stand etwas anderes auf dem Programm: Besuche der Frauensynode und der Kirchgemeinden in Cagayan de Oro auf Mindanao, nächtliche Überfahrt auf die Insel Bohol mit der Fähre, Sonntagsgottesdienste in Ubay und Candijay, drei Tage Besuche der sechs Kindergärten in den verschiedenen Kirchgemeinden, einige touristische Höhepunkte und dann auch ein paar Tage zum Ausruhen, bevor die Rückreise anstand.

In Cagayan de Oro erfuhren wir die Lebendigkeit der IFI: Aus den über 60 Diözesen waren jeweils fünf Frauen zur dreitägigen Kirchensynode eingeladen. Zusammen mit Bischof Harald Rein, der ein weiteres Projekt von Partner sein besuchte und zum Aglipay Central Theological Seminary ACTS in Urdaneta, Pangasinan, weiterreiste, wurden wir als Ehrengäste auch vom leitenden Bischof der IFI, Opispo Maximo Rhee Millena Timbang, begrüsst und nahmen an verschiedenen Programmpunkten der Frauensynode teil. Es ist berührend, mit welcher Lebendigkeit, Bescheidenheit und authentischen Selbstverständlichkeit auch junge Menschen und Kinder die Gottesdienste mitfeiern.

Besuche der Kindergärten

Für die Delegation von Partner sein stand an erster Stelle der Besuch «unserer» Kindergärten, denn wir waren auch mit einer Portion Skepsis angereist. Nachdem in den vergangenen Jahren die Rechenschaftsberichte der IFI über die Verwendung unserer Spendengelder nicht nur befriedigend ausgefallen waren, und nachdem im letzten Jahr eine Projektreise von Partner sein nach Afrika stattgefunden hatte, fragte sich der eine oder die andere, ob eine Verwendung unserer Gelder im Kongo, in Uganda oder in Tansania nicht sinnvoller wäre als auf den Philippinen. Da schon (zu) lange niemand von uns mehr auf den Philippinen war, wurden die dortigen Projekte intern auch gerne mal als «schwarzes Loch» bezeichnet. Daher war uns wichtig, die Kindergärten zu sehen und zu erleben.

Wir kamen voll auf unsere Rechnung. An drei Tagen wurden wir in zwei Autos von unseren zwei Fahrern, die uns von der IFI zur Verfügung gestellt waren, zu den verschiedenen Kindergärten geführt und erlebten dort sechsmal in etwa das selbe Programm, jedes Mal beeindruckend und anrührend: Begrüssung und Platzanweisung auf Ehrensitzen in der Kirche oder im Freien unter einem Zeltdach, Eingangsgebet und Singen der Nationalhymne, Ansprache der Schulleitung, Darbietungen von Gesang und Tanz der Kinder, der Eltern und der Lehrerschaft, Dankesworte unsererseits und Überreichung von Geschenken. Und dann das, was die Filipinos bei jeder Gelegenheit ausgiebig tun: Pictures, Pictures! Handys zücken, jede Menge Fotos schiessen und diese sogleich auf Facebook stellen. Darauf folgte die Verpflegung: Zuerst Erfrischungen, dann Snacks, dann Lunch oder Dinner. Jedes Mal selbstgekocht, unglaublich lecker und so reichhaltig, dass es für eine ganze Woche gereicht hätte. Fisch und Meeresfrüchte, etwas Fleisch, Bananen, Süsskartoffeln und immer wieder, schon zum Frühstück: Reis. Nach dem Essen Besichtigung der Kindergartengebäude und Einblick in den Unterricht. Interessanterweise wurde uns sechsmal gezeigt, wie die Lehrerinnen mit den Kindern spielerisch das Alphabet und die Zahlen von 1 bis 10 pauken. Die Kinder sind voller Freude und mit Begeisterung bei der Sache – meistens jedenfalls.

Aus Bekannten werden Freude

Und zwischendurch das Wichtigste überhaupt: Zeit, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Der Bischof der Diözese Bohol, Romeo Tagud, die örtlichen Geistlichen und Mitarbeitenden in den Kirchgemeinden, die Lehrerinnen und Lehrer, die Eltern der Kinder, unsere Fahrer und wer immer dort war: Das aufrichtige Interesse, uns an ihrem kirchlichen und privaten Leben teilhaben zu lassen, aber auch von uns über das Leben in der Schweiz mehr zu erfahren, war bemerkenswert. Besonders fiel mir – bei allen kulturellen Unterschieden – die theologische Nähe der IFI zu unserer Schweizer Kirche auf. Kirchliche Minderheitensituation, Frauenordination, keine Zölibatspflicht der Geistlichen, Gendergerechtigkeit, ökumenische Zusammenarbeit sind Themen, in denen wir uns treffen, die aber auf den Philippinen gesellschaftlich bei weitem nicht selbstverständlich sind. Solche Gespräche, in denen man sich findet, machen aus Bekannten Freunde. Dazu der besonders sympathische Wesenszug der Menschen: ihre freundliche Sanftheit und Authentizität. Unsere Reisegruppe ist sich einig: Die anfängliche Skepsis ist der Überzeugung gewichen, dass das Engagement von Partner sein für die IFI gewiss nicht eingeschränkt, sondern im Gegenteil ausgebaut werden sollte. Die Verbindung der Christkatholischen Kirche zu diesem Partner auf den Philippinen ist in hohem Mass wertvoll.

Schäden durch Taifun

Das zertrümmerte Dach des Kindergartens in Candijay.

Die sechs Kindergärten liegen zum Teil weit auseinander in sechs ganz verschiedenen Kirchgemeinden jeweils neben den Kirchen auf Grundstücken, die den Kirchgemeinden gehören. Einige sind in kleinen Dörfern in paradiesisch anmutendem Gebiet mit tropischer Vegetation gelegen, und die freundlichen und strahlenden Menschen könnten den Eindruck der Sorglosigkeit erwecken. Die Entstehungsgeschichte der IFI zeigt jedoch, dass sie eine Kirche der armen Bevölkerung ist, und das haben wir gespürt: Reichtum sind wir nirgends begegnet. Beim Kindergarten von Candijay sahen wir die Konsequenzen der Armut: Bis Dezember 2021 waren in der dortigen Kirchgemeinde drei Kindergartengebäude in Betrieb. Dann kam der Taifun Odette, dessen zerstörerische Spuren bis heute überall sichtbar sind, und fegte einen der Kindergärten ganz weg, und auf das Dach eines weiteren warf er den abgerissenen schweren Ast eines Baumes, wodurch das Dach zertrümmert wurde. Die Kirchgemeinde hat nicht die finanzielle Kraft, diese Schäden beheben zu lassen, daher ist heute bloss noch eines der Gebäude als Kindergarten nutzbar. Die Kommission Partner sein hat daraufhin beschlossen, aus ihrem Katastrophenhilfefonds zusätzlich zu den regulären Beträgen die nötigen Gelder zur Reparatur dieses Daches zu sprechen.

Mabuhay!

Einer der wirklich schön gelegenen Kindergärten ist jener von Matin’ao. Er liegt in einem Dorf, an dessen Hauptstrasse reger Betrieb herrscht und es einiges zu sehen gibt: Da sind eine Reismühle, eine Backsteinfabrik, ein Metallbauer, ein Klempnerbetrieb, verschiedene Läden und Wohnhäuser. Ich spaziere der Strasse entlang und schaue überall neugierig hinein. Ich getraue mir das, weil ich sehe, wie die Menschen darauf reagieren: Wenn ich freundlich lachend grüsse, lachen und winken sie zurück. Was würde wohl ein Hausbewohner in der Schweiz rufen, wenn da von der Strasse her einer in den Hof guckt? Auf den Philippinen sind die Menschen auffallend anders. Die Hausbesitzerin, eine ältere Frau, kommt sogleich daher und ruft voller Freude: «Mabuhay! Thank you for visiting my place!» Und ein nettes Gespräch beginnt.


Text: Partner sein, Peter Grüter
Fotos: Partner sein, Urs Müller


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