50 Jahre Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz

Basel/Schweiz | 17.11.2021 | APD | Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK.CH) feierte am 17. November ihr 50. Jubiläum in der Predigerkirche in Basel. Rund 90 Gäste aus dem In- und Ausland haben am Jubiläumsanlass teilgenommen, «um Vorgängerinnen und Vorgängern zu danken, um Jesus Christus zu loben, der uns den Weg der Einheit aufzeigt und um Impulse für die Zukunft der Ökumene zu gewinnen. Unsere Aufgabe ist, die Einheit – in der Vielfalt aller Konfessionen – sichtbar zu machen. Seit 50 Jahren und für die kommende Zeit», heisst es in der AGCK-Medienmitteilung.

Die Vergangenheit

In seiner Festrede hat der Präsident der AGCK Schweiz – der Serbisch-orthodoxe Theologe Milan Kostrešević – einen Blick auf die Vergangenheit der Institution geworfen. In den letzten Jahren hat sich demnach die AGCK.CH aktiv für eine gegenseitige Taufanerkennung engagiert, welche bisher von sechs Kirchen in der Schweiz unterschrieben worden war. Im Jubiläumsjahr unterzeichnete auch die Neuapostolische Kirche der Schweiz das Dokument. Seit der Gründung sind vier orthodoxe Kirchen Mitglieder der AGCK.CH geworden. Im Zuge der Intensivierung der Beziehungen mit den Freikirchen sind der Dachverband Freikirchen.ch sowie die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) Beobachter geworden. «Beides widerspiegelt die Entwicklung der kirchlichen Landschaft in der Schweiz», schreibt die AGCK.

Die «Charta Oecumenica», die vor 20 Jahren auf europäischer Ebene verfasst wurde, stellt laut der Arbeitsgemeinschaft auch in der Schweiz die Grundlage der Beziehungen unter den Kirchen dar, nach dem Motto «für die wachsende Zusammenarbeit».

Im Jubiläumsjahr wurde der erste internationale Schöpfungstag am 4. September mit den Schwesterorganisationen von Deutschland und Österreich gefeiert. Zur Bewahrung der Schöpfung fühlen sich die Kirchen konfessionsübergreifend verpflichtet.

Die AGCK.CH hat in diesem Jahr mit kirchlichen Partnern aus der Westschweiz das erste «Global Christian Forum» in der Schweiz organisiert. Es ging darum, Beziehungen mit Mitgliedern von Kirchen, die in keinen ökumenischen Gremien vertreten sind, aufzunehmen. Dieses Beispiel illustriere «vorbildlich die Arbeitsweise der AGCK.CH: mit Partnerinstitutionen, in Netzwerken, ihrer Wortmarke getreu ‘für eine gute Ökumene in der Schweiz’ einzustehen», so die Arbeitsgemeinschaft.

Jubiläums-Gottesdienst

Der Gottesdienst wurde von Michael Bangert, Pfarrer an der Predigerkirche in Basel, gemeinsam mit Vertretenden der Gründungskirchen der AGCK.CH gestaltet.

Predigt

Michael Bangert und Karin Schaub hielten die zweisprachige Predigt und nahmen die Geschichte der Jünger auf dem Weg nach Emmaus als roten Faden. Die Enttäuschung der beiden Emmaus-Jünger erinnere an die kirchliche Gegenwart. Die Hoffnungen bezüglich der Ökumene in den 60er und 70er Jahren seien zerstoben und das Glück des Anfangs weitgehend verdunstet. Die Kirchen würden zunehmend irrelevant, weil sie Vertrauen verspielt hätten. In der Begegnung mit Jesus, dem Dritten auf dem Weg nach Emmaus, sei ihnen ein österliches Licht aufgegangen, das auch den Kirchen heute noch leuchte und das sie als Widerschein des Lichtes von Gott in der Welt reflektieren dürften.

Die Zukunft

Eine Podiumsdiskussion mit leitenden Persönlichkeiten der Mitgliedkirchen der AGCK.CH widmete sich der Zukunft der Ökumene in der Schweiz. Sie äusserten sich zur Relevanz der Kirchen in der heutigen Gesellschaft, zu den Themen, bei welchen eine intensivere Zusammenarbeit sinnvoll wäre, oder bei welchen es Schwierigkeiten gibt.

Auf die Frage der Moderatorin, was die Zukunft von Landes- und Freikirchen sei, antwortete Harald Rein, Bischof der Christkatholische Kirche in der Schweiz, dass sich der klassische Unterschied zwischen Landes- und Freikirchen in den nächsten Jahren auflösen werde. Freikirchen suchten zunehmend gesellschaftliche Anerkennung und bewegten sich Richtung Mitte.

Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, antwortete auf die Frage, was die Kirchen in der Welt unglaubwürdig mache, dass dies dann der Fall sei, wenn sie nicht ihrem Auftrag entsprechen würden, der sich aus dem Evangelium und der Geschichte ergebe. Die Kirchen sollten eins sein. Die Uneinigkeit schaffe ein Glaubwürdigkeitsproblem. Zu einer sichtbaren Einheit gäbe es keine Alternative, auch weil es ein Auftrag Jesu sei, so Gmür.

Prof. Dr. Jörg Stolz, Religionssoziologe, erwähnte Untersuchungen, die zeigten, dass die Religiosität in der Schweiz von Generation zu Generation abnehme. Die Glaubensvermittlung scheine nicht mehr wie früher zu gelingen.

Bischof Rein sagte dazu, dass Kirchen sich überlegen müssten, welche Themen Jugendliche bewegten. Eltern und Familien müssten sensibilisiert werden, wie sie den Glauben weitergeben könnten. Man könne den Glauben nur «erlebend» weitergeben.

Christian Kuhn, Geschäftsleiter der evangelischen Allianz in der Romandie, erwähnte, dass es in Freikirchen primär die Familien seien, die den Glauben an die Kinder weitergeben würden und nicht primär die Kirche (Religionsunterricht).

Die Weitergabe des Glaubens geschehe heute nicht mehr so, wie früher, meinte Felix Gmür. Es gehe darum, Räume zur Verfügung zu stellen, in denen Menschen suchen, entdecken und Erfahrungen machen könnten. Man müsse die Gottessuche anregen und ermöglichen.

An der Diskussion nahmen teil:

  • Pfarrerin Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz
  • Bischof Dr. Felix Gmür, Präsident der Schweizer Bischofskonferenz
  • Bischof Dr. Harald Rein, Christkatholische Kirche in der Schweiz
  • Bischof Andrej Ćilerdžić, Serbisch-orthodoxe Kirche
  • Christian Kuhn, Geschäftsleiter des Réseau évangélique suisse
  • Prof. Dr. Jörg Stolz, Religionssoziologe, als Experte.

Auf der Webseite der AGCK.CH kann die Festrede als auch die Predigt heruntergeladen werden:


AGCK Schweiz

Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz wurde vor 50 Jahren in Basel gegründet und ist das einzige ökumenische Gremium auf nationaler Ebene. Sechs Kirchen und kirchliche Vereinigungen haben am 21. Juni 1971 diese nationale ökumenische Plattform aus der Taufe gehoben: Die Evangelisch-reformierte Kirche, die Römisch-katholische Kirche, die Christkatholische Kirche, die Evangelisch-methodistische Kirche, der Bund der Baptistengemeinden in der Schweiz und die Heilsarmee. Seitdem haben sich sechs weitere Kirchen als Mitglieder und vier Kirchen/kirchliche Verbände als Beobachter den Gründungsmitgliedern angeschlossen – darunter 2012 auch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der Schweiz, um am Austausch teilzunehmen, der auf höchster kirchlicher Ebene praktiziert wird. Die Mitgliedkirchen delegieren in der Regel leitende Persönlichkeiten in die Gremien der AGCK Schweiz.

Weitere Infos zur Arbeitsgemeinschaft: www.agck.ch